Die Kirche müsse sich dem religiösen und weltanschaulichen Pluralismus stellen und dürfe dabei auch die kritische Auseinandersetzung nicht scheuen.
###mehr-artikel### Auch wenn der Anteil derjenigen wachse, die in einem Milieu von Konfessions- oder Religionslosigkeit leben, dürfe die Kirche das Evangelium nicht nur kirchenverbundenen Menschen verkündigen, sondern müsse sich auch den Religionslosen zuwenden. Dabei müsse sie es wagen, von Gott zu reden und nicht von "irgendwelchen Gottgedanken, von Religion, Spiritualität oder Sinnsuche", empfahl der in Wien lehrende Professor für Systematische Theologie: "Nur dann hat sie den Menschen etwas zu sagen, was ihnen andere nicht sagen können." Nicht wenige Menschen vermissten die "pointierte Rede von Gott". Körtner: "Wir brauchen eine neue Theologie des Wortes Gottes."
Die Mitgliederbefragung der Evangelischen Kirche in Deutschland hatte ergeben, dass der Anteil der Kirchenfernen wächst und die Weitergabe des christlichen Glaubens zwischen den Generationen nicht mehr selbstverständlich ist. Aus diesem Traditionsabbruch ergäben sich Herausforderungen für die kirchlichen Bildungsangebote und den Religionsunterricht, folgerte Körtner.
Die Hoffnung, Kirche könne gegen den Trend wachsen, habe sich als Irrtum erwiesen, sagte Körtner. Anlass zur Selbstkritik sieht er bei den Theologen, die der evangelischen Kirche einen "angeblichen Megatrend Religion" eingeredet hätten.
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Säkularisierung sei keineswegs überholt, sondern harte Realität, argumentierte der evangelische Theologe. In vielen Ländern Europas seien evangelische Christen und Kirchen in einer Minderheitssituation. Diese Erfahrung sollte dazu ermutigen, sich in die Welt einzumischen und das Evangelium in Wort und Tat zu bezeugen. Notwendig sei zudem eine Rückbesinnung auf Mission, die nicht den Freikirchen und charismatischen Bewegungen überlassen werde dürfte, sagte Körtner.