Das Überstülpen der Inklusion auf die schulische Regelversorgung sei "ein Experiment auf dem Rücken der Kinder", sagte Verbandspräsident Wolfram Hartmann am Freitag in Weimar. Die Integration von Schülern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen sei "zwar gut gemeint". In der Praxis stelle sich aber angesichts der bestehenden Fördereinrichtungen die Frage, "ob Schulen der richtige Ort sind".
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Vor allem bei geistig schwerstbehinderten Kindern werde das Inklusionsmodell "nicht funktionieren", sagte Hartmann zum Auftakt des 20. Kongresses für Jugendmedizin. Der dreitägige Kongress befasst sich unter dem Motto "Schule macht krank?!?" mit medizinischen Aspekten aktueller Diskussionen wie etwa der des inklusiven Unterrichts oder der Debatte über acht oder neun Jahre Gymnasium.
2012 habe eine Umfrage unter 3.000 Eltern eine große Aufgeschlossenheit zum Inklusionsmodell ergeben, sagte der wissenschaftliche Leiter des Kongresses, Uwe Büsching. Mittlerweile gebe es dazu jedoch einen "unwürdigen Streit" um die Finanzierung, kritisierte der Bielefelder Jugendarzt. Zudem dürften inklusive Schulen und Fördereinrichtungen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Zum Recht auf Inklusion nach der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen gehöre die uneingeschränkte Wahlmöglichkeit zwischen beiden Formen.
Nach Büschings Angaben wird allerdings von "nicht wenigen Eltern" beklagt, dass Förderschulen an vielen Standorten geschlossen werden. Auf diesem Weg werde aus dem Recht eine Pflicht zur Inklusion, kritisierte der Mediziner.