Hirnforscher: Pädophilie lässt sich im Gehirn messen

Hirnforscher: Pädophilie lässt sich im Gehirn messen
Hirnforscher versuchen seit Jahren Pädophilie durch Hirnscans zu entschlüsseln. Anhand der Hirndurchblutung konnten Forscher um den Diplompsychologen Jorge Ponseti nachweisen, dass Pädophile stärker auf Fotos von Kindern reagieren als Nicht-Pädophile.
21.02.2014
epd
Verena Horeis

Den Probanden wurden Bilder nackter Menschen gezeigt und ihre Hirndurchblutung mit Hilfe eines hochauflösenden Magnetresonanztomografen (fMRT) gemessen. "Selbst wenn wir Pädophilen Fotos eines Kindergesichts gezeigt haben, reagierten sie stärker als auf das Gesicht eines Erwachsenen", sagte Ponseti dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Hirnareale, die Bilder nackter Menschen aktivieren sind bei Pädophilen und bei Gesunden allerdings gleich", erklärte er weiter.

###mehr-artikel###

Laut Ponseti können Pädophile durch die fMRT-Messung mit 95-prozentiger Sicherheit von Nicht-Pädophilen unterschieden werden. Bislang wurde für entsprechende Forschung häufig Phallometrie eingesetzt, bei der die Penisreaktion der Männer auf bestimmte Reize gemessen wurde. Diese kann ein Mann laut Ponseti jedoch möglicherweise eher willentlich manipulieren als die fMRT-Messung.

Gerade um bei Missbrauchstätern eine Rückfallprognose abzugeben, sei es wichtig, Klarheit über die sexuelle Orientierung zu haben. "Pädophile Ersttäter werden deutlich häufiger rückfällig als andere Missbrauchstäter", sagte Ponseti. Während Nicht-Pädophile in etwa fünf Prozent der Fälle erneut eine Tat begehen, liege der Anteil bei Heteropädophilen bei etwa einem Viertel und bei Homopädophilen bei etwa der Hälfte.

Studien, die versuchten Pädophilie durch die Hirnanatomie nachzuweisen, brachten bislang keine einheitlichen Ergebnisse. "Es gab Unterschiede, aber in verschiedenen Bereichen des Gehirns, daher kann man Pädophilie nicht verorten", sagte Ponseti.

Studien: Pädophile erlitten öfter Kopfverletzungen

Doch der Forscher nannte weitere durch verschiedene Studien belegte Auffälligkeiten, die Betroffene von Nicht-Pädophilen unterscheiden: Männer mit pädophiler Neigung berichteten doppelt so häufig wie der Durchschnitt, dass sie vor ihrem zwölften Lebensjahr eine Kopfverletzung mit Bewusstlosigkeit erlitten. Dieser Befund deute auf ein neurobiologisches Entwicklungsdefizit hin. Es sei aber nicht klar, ob dieses zu den häufigeren Unfällen führe oder die Unfälle ein Hirnareal geschädigt hätten, das die sexuelle Störung mitbedingt. Außerdem seien die Betroffen impulsiver, laut einigen Studien weniger intelligent und etwa drei Mal so häufig Linkshänder wie der Durchschnitt.

"Da Linkshändigkeit vorgeburtlich angelegt ist, deutet der Befund darauf hin, dass es bei Pädophilie auch so ist", sagte der Psychologe. Doch er betont: "Nach dem was wir bisher wissen, spielen solche Faktoren eine Rolle, taugen aber nicht zur Einzelfalldiagnostik". Zur genaueren Forschung brauche es unter anderem größere Stichproben und eine höhere MRT-Auflösung. Zudem arbeiten Forscher gerade daran, Gene und Hormone von Pädophilen mit denen Nicht-Pädophiler zu vergleichen.