Es sei an der Zeit gewesen, dass sich solch ein Arbeitskreis zusammenfindet, sagte Özoguz in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Viele haben erfahren, dass 'Muslim-Sein' oft noch nicht als Normalität anerkannt wird", ergänzte die SPD-Politikerin, die auch Integrationsbeauftragte der Bundesregierung ist.
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Man werde oft auf das "Muslim-Sein" angesprochen, egal wie gläubig man sei, sagte die 46-jährige Özoguz, die selbst Muslimin ist. Oft fühlten sich in Deutschland geborene Muslime zudem in Haftung genommen, "wenn irgendwo auf der Welt jemand den Namen des Islam für schreckliche Verbrechen missbraucht". Eine Frage für den Arbeitskreis könne also sein, "was wir tun können, um zu mehr Normalität und Differenziertheit beizutragen", sagte Özoguz und ergänzte: "Das gilt auch innerhalb der SPD." Über die Themen entscheide der Arbeitskreis aber selbst, betonte sie.
Erst seit den türkischen Gastarbeitern werde in Deutschland beispielweise über den Bau von Moscheen diskutiert oder aktuell über Wohlfahrtsverbände, die es auf christlicher Seite längst gebe. "Ich glaube, es können bessere Diskussionsbeiträge entstehen, wenn wir in den Parteien mehr darüber wissen, was von den Muslimen überhaupt gewollt wird", sagte Özoguz.
Die aus Hamburg stammende stellvertretende Parteivorsitzende sagte, als sie 2009 in den Bundestag eingezogen sei, habe sie die Erfahrung gemacht, dass sich Christen in den Fraktionen getroffen haben, "ich als Muslimin aber anfangs oft allein da stand". Schnell sei sie von einem Kreis eingeladen worden. Über ihr eigenes Engagement in dem Arbeitskreis sagte sie: "Ich muss einräumen, dass mein Zeitbudget das nicht hergibt, auch wenn mich die Mitarbeit interessiert hätte." Sie werde aber immer mal wieder Gast sein. Zudem hoffe sie, dass der Arbeitskreis der Muslime sich auch mit den bestehenden Arbeitskreisen der Christen und Juden in der SPD austauschen werde.
Über die Rolle von Glauben in der Politik sagte Özoguz, es könne nur jeder für sich selbst beantworten, welche Rolle für ihn die Religion bei seinem politischen Handeln spiele. "Wichtig ist, dass man den Raum in der Gesellschaft dazu hat und sich als religiöser Mensch nicht verstecken muss."
An diesem Freitag will sich in Berlin der "Arbeitskreis Muslimischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten" gründen. Für den Abend ist eine Veranstaltung vorgesehen, zu der neben Özoguz auch Parteichef Sigmar Gabriel erwartet wird.