TV-Tipp des Tages: "Meine Familie bringt mich um" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Meine Familie bringt mich um" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Meine Familie bringt mich um", 11. Februar, 20.15 Uhr im Zweiten
Margrets Schlaganfall bringt die Geschichte in Gang: Sie wird zum Pflegefall. Peter würde sie gern in die Familie integrieren, aber Helen fühlt sich von der Doppelbelastung durch die gemeinsame Gärtnerei und den Haushalt ohnehin schon überfordert.

Der Titel klingt nach Komödie, und vordergründig ist der Film in der Tat immer wieder lustig. Aber im Grunde ist die Handlung alles andere als komisch, denn es geht um existenzielle Konflikte. Martialisch gesprochen führt Hauptfigur Helen einen Mehrfrontenkrieg, und den kann man langfristig nur verlieren, wie die Geschichte lehrt. Helen aber bleibt nicht mal in einzelnen Schlachten siegreich. Allerdings wird sie auch mit Kontrahenten konfrontiert, gegen die sie keine Chance hat: Es sind die Hormone, die ihr den Krieg erklärt haben. Helen steckt mitten in den Wechseljahren und muss außerdem tagtäglich aussichtslose Kämpfe mit ihrer pubertierenden Tochter Lizzy durchstehen.

Margret kommt in ein Heim

Dass ausgerechnet Iris Berben eine Frau verkörpert, die in Selbstgesprächen mit ihrem Körper hadert, muss man allerdings entweder als Fehlbesetzung oder als gelungene Ironie betrachten; schließlich hat sie bislang nicht nur literarisch ("Älter werde ich später") erfolgreich dem Alter getrotzt. Innere Monologe darf man in der Regel ohnehin als das Eingeständnis einer gewissen dramaturgischen Schwäche betrachten; auch hier wirken die Kommentare von Helen meist aufgesetzt. Überflüssig sind sie sowieso, zumal das komödiantische Potenzial nur höchstselten ausgenutzt wird. Berechtigt sind sie eigentlich nur in einer Szene: Wenn Helen damit rechnet, dass Gatte Peter (August Zirner) ihr endlich die schon lange unterstellte Affäre beichtet und sich rausstellt, dass die Frau, von der er spricht, Helens Mutter Margret (Gertrud Roll) ist.

Margrets Schlaganfall bringt die Geschichte überhaupt erst in Gang: Sie wird zum Pflegefall. Peter würde sie gern in die Familie integrieren, aber Helen fühlt sich von der Doppelbelastung durch die gemeinsame Gärtnerei und den Haushalt ohnehin schon überfordert. Also kommt Margret in ein Heim. Gerade diese Ebene ist vordergründig witzig, etwa als Margret aus dem Heim anruft und mitteilt, sie sei entführt worden. Aber im Grunde ist es natürlich tieftraurig, wenn die demente alte Dame ihre eigene Tochter nicht mehr erkennt. Dass Helen in einem Moment der Schwäche den schmucken Altenpfleger (Tobias Oertel) geküsst hat, hat Margret jedoch nicht vergessen. Zum Besten gibt sie das Detail ausgerechnet, als Familie und Freunde Lizzys Geburtstag feiern.

Frauen um die fünfzig werden den Film womöglich nicht lustig finden. Dabei trägt die Geschichte gar nicht mal dick auf. Autorin ist die im Herbst 2009 als Fernsehfilmchefin des NDR wegen Betrugs entlassenen Doris J. Heinze. Dieses Drehbuch hat sie noch zu NDR-Zeiten allerdings ganz legal verfasst; es ist die Adaption des Romans "Mein Sohn hat ein Sexleben und ich lese meiner Mutter Rotkäppchen vor" von Renate Dorrestein. Buch und Film treiben auf die Spitze, was in dieser turbulentem Lebensphase alles passieren kann; und in der Häufung ist das durchaus witzig. Marie Gruber nimmt mit ihren Auftritten als Helens Friseurin dem Klimakterium zudem jede Romantik: Wenn sie sachlich feststellt, der ganze Laden sacke in sich zusammen, meint sie damit keineswegs ihr Geschäft.

Auch Regisseurin Christiane Balthasar setzt eher auf eine unterschwellige Komik. Auf diese Weise besteht nie die Gefahr, dass die Geschichte zur Klamotte wird. Der Film lebt ohnehin vor allem von den Dialogen; und natürlich von den ausgezeichneten Darstellern. Gerade die Wortgefechte zwischen August Zirner und Iris Berben treiben die Realistik immer wieder um genau die richtige Nuance auf die Spitze. Die Rollenverteilung entspricht konsequent dem Klischee: Dem Mann verhelfen die so genannten besten Jahre zu grauen Schläfen und Gelassenheit, der Frau zu Selbstzweifeln und Schweißausbrüchen. Das mag für die Betroffenen nicht komisch sein; aber es birgt eine Menge Potenzial für Selbstironie.