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"Das ist bei etwa 10 bis 15 Prozent aller demobilisierten Kinder der Grund dafür, dass sie freiwillig zu den bewaffneten Gruppen zurückgehen", sagte der Psychologe Tobias Hecker (29) von der Universität Konstanz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Rückkehr der ehemaligen Kämpfer zu einer Miliz zu verhindern, erfordere daher einen neuen Therapie-Ansatz, der ihre Rolle als Opfer und als Täter einbeziehe.
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"Über mehrere Studien hinweg haben wir beobachtet, dass rund 60 Prozent freiwillig wieder zu den Waffen greifen", sagte Hecker, der unter anderem mit ehemaligen Kindersoldaten im Ost-Kongo und in Nord-Uganda gearbeitet hat. Der womöglich wichtigste Grund dafür sei die Perspektivlosigkeit des zivilen Lebens. "Wenn sie keine Arbeit finden, erscheint ihnen das Leben bei der Miliz im Rückblick womöglich einfacher als der Überlebenskampf im Alltag."
Bei anderen spiele die Ausgrenzung und Stigmatisierung durch die Gesellschaft eine entscheidende Rolle dafür, dass sie nicht wieder Fuß fassten. "Aber bei etlichen haben wir eben auch beobachtet, dass sie von der Gewaltausübung abhängig wurden, sie haben das Töten genossen und vermissen jetzt die Stellung, die sie als Kämpfer hatten", sagt der Wissenschaftler, der seit 2011 am Lehrstuhl für klinische Neuropsychologie und Neuropsychologie sowie therapeutisch am Kompetenzzentrum für Psychotraumatologie an der Universität Konstanz arbeitet. Sein Forschungsschwerpunkt sind die Auswirkungen von Gewalterfahrung und Gewaltausübung auf die psychische Gesundheit.
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Sofern die Kämpfe in der Region anhalten und nicht alle Milizen aufgelöst sind, greifen diese Kinder oder Jugendlichen laut Hecker als erste wieder zu den Waffen. Ist der Krieg, wie in Uganda, vorbei, bilden sie womöglich eine bewaffnete Gang und üben dann auch in der zivilen Gesellschaft Gewalt aus.
Um auch die von Gewalt faszinierten Ex-Kämpfer therapieren zu können, haben Hecker und seine Konstanzer Kollegen um den Neuropsychologen Thomas Elbert die übliche Trauma-Therapie abgewandelt. Die neue Form geht darauf ein, dass Kindersoldaten nicht nur Opfer, sondern meist auch Täter waren. Diese Behandlung wird im Kongo inzwischen von geschulten Mitarbeitern der UN-Blauhelmmission für ehemalige Kindersoldaten angewandt. Auch andere Organisationen arbeiten inzwischen im Kongo mit dieser Methode.