Friedensgruppen enttäuscht von Afghanistan-Papier der EKD

Friedensgruppen enttäuscht von Afghanistan-Papier der EKD
Christliche Friedensorganisationen zeigen sich enttäuscht von der Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Mit dem vergangene Woche veröffentlichten Papier "Selig sind die Friedenfertigen" habe sich die EKD nicht zu einem differenzierten und zugleich eindeutigen Urteil durchringen könnten, kritisierte die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden am Montag in Bonn.

Außerdem liefere die Stellungnahme kaum eine Orientierung für den gesellschaftlichen Debatte über militärische Interventionen, wie er aktuell bezogen auf afrikanische Länder geführt werde.

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"Insgesamt hat die EKD die Chance für eine differenzierte und zugleich eindeutige Positionierung zu dem politischen und militärischen Engagement Deutschlands vertan", beklagt der Dachverband von 32 friedenspolitisch engagierten Organisationen und Institutionen. Das Papier stelle zwar kritische Fragen und beschreibe die Defizite des deutschen Engagements in Afghanistan, es fehle aber eine friedensethische Gesamtbewertung. Vergebens suche man Hinweise darauf, welche christlich begründeten Handlungsoptionen sich im Blick auf das aktuelle deutsche Engagement in Afghanistan sowie für künftige Einsätze ergeben.

Armut und fehlende Sicherheit sind drängende Probleme

Die EKD hatte Ende Januar ein Positionspapier zum Afghanistan-Einsatz vorgelegt, das die Kammer für Öffentliche Verantwortung erarbeitet hatte. Das Papier benennt als aktuelle Probleme die prekäre Sicherheitslage in weiten Teilen des Landes, fehlende rechtsstaatliche und friedensfördernde Strukturen sowie verbreitete Armut. Nach Einschätzung der evangelischen Kirche hätten sich diese Probleme verringern lassen, wenn es von Anfang an einen umfassenderen Einsatzplan gegeben hätte.

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Ein Versäumnis sieht die Schrift darin, dass lange Zeit ein friedens- und sicherheitspolitisches Gesamtkonzept unter dem Primat des Zivilen gefehlt habe. Die Stellungnahme fordert daher eine Verknüpfung der Bundestagsmandate für Auslandseinsätze mit zivilen Zielen. Zur Perspektive für Afghanistan nach dem Abzug der Truppen empfiehlt das Papier unter anderem die Wiedergutmachung von Schäden, den Abbau von Waffenpotenzialen, die Entwaffnung von Milizen, den Schutz afghanischer Bundeswehr-Mitarbeiter durch Aufnahme in Deutschland sowie zivilgesellschaftliche Allianzen für den Frieden.