In der Syrien-Krise bemühen sich UN-Vermittler um einen Fahrplan für die geplanten Friedensverhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Der Sondergesandte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, Lakhdar Brahimi, wollte am Donnerstag in der Schweiz in getrennten Gesprächen mit Vertretern des Assad-Regimes und der Opposition beraten.
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Am Mittwoch war in Montreux am Genfer See die Syrien-Friedenskonferenz eröffnet worden. Ab Freitag sind konkrete Verhandlungen in Genf geplant.
Ein Hauptstreitpunkt ist die Bildung einer syrischen Übergangsregierung. Westliche Staaten und die Opposition fordern den Rücktritt von Präsident Baschar al-Assad, der die Aufständischen wiederum als "Terroristen" beschimpft. Hilfsorganisationen verlangen rasche Feuerpausen für die Versorgung der Flüchtlinge und einen Gefangenenaustausch.
Irans Präsident ist gegen Einmischung von außen
Die Deutsche Welthungerhilfe erhofft sich als Minimalkonsens von der Konferenz eine spürbare Verbesserung der humanitären Lage. "Für die dringende Versorgung der 6,8 Millionen Vertriebenen im Land benötigen wir humanitäre Korridore, damit die Hilfsgüter sicher zu den Betroffenen gelangen. Dies wäre ein erster Erfolg des Treffens", erklärte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Jamann.
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Irans Präsident Hassan Ruhani forderte unterdessen eine Beilegung des Syrien-Konflikts ohne Einmischung von außen. Die beste Lösung seien freie und faire Wahlen, sagte Ruhani am Rande des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Kurort Davos. Zuerst aber müssten das Blutvergießen gestoppt und fremde Terroristen vertrieben werden. Die Assad-Regierung und die Opposition sollten ohne Druck über die Zukunft des Bürgerkriegslandes beraten, sagte Ruhani.
Der Iran gilt neben Russland als wichtigster Verbündeter des syrischen Regimes. Das Land war zunächst von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Syrien-Konferenz eingeladen worden. Unter dem Druck der USA zog Ban seine Einladung aber wieder zurück. Am Donnerstag sprach der UN-Generalsekretär in Montreux auch mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi über eine politische Lösung des Syrien-Konflikts und eine Erhöhung der humanitären Hilfe.
Christen in Syrien haben es schwer
Wie die Verhandlungen ab Freitag in Genf verlaufen sollen, war zunächst unklar. Ob sich Vertreter des Assad-Regimes und der oppositionellen Syrischen Nationalen Koalition direkt in einem Raum gegenübersitzen werden, blieb offen. Syriens Außenminister Wallid Muallem und Widerstandsführer Ahmad al-Dscharba hatten sich in Montreux heftig angefeindet.
Der bewaffnete Konflikt hat die Kirchen in Syrien nach Expertenmeinung in ein schweres Dilemma gestürzt. "Die Christen in Syrien wissen nicht, auf welcher Seite sie stehen sollen", sagte Habib Badr, Leitender Pfarrer der Nationalen Evangelischen Kirche in Beirut, dem Frankfurter Magazin "welt-sichten" (Februarausgabe). Die Christen hätten mehr Angst vor den Fundamentalisten als vor dem Assad-Regime. In Syrien sind etwa zehn Prozent der rund 20 Millionen Einwohner Christen.
Seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März 2011 starben in Syrien mehr als 100.000 Menschen. Millionen Syrer sind auf der Flucht. Die Vereinten Nationen schätzen, dass neun Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Kriegsverbrechen wie die Tötung und Folterung von Zivilisten werden nicht nur dem Regime, sondern auch Rebellengruppen vorgeworfen.