Der Meinungskampf im Internet geht weiter: Eine Online-Petition gegen den baden-württembergischen Bildungsplan 2015 hatte am Montagnachmittag 114.000 Unterzeichner, eine erst vor wenigen Tagen gestartete Gegenpetition genau halb so viele. Der Streit tobt darüber, ob künftig an den Schulen Themen wie Homosexualität, Bi- und Transsexualität intensiver und fächerübergreifend behandelt werden sollen. Der Entwurf sieht das vor. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) betonte allerdings am Montag in Stuttgart, dabei gehe es nur um Toleranz und Akzeptanz - und nicht um aggressive Werbung für eine bestimmte sexuelle Orientierung.
###mehr-artikel### Dass ein Teil der Öffentlichkeit so emotional auf den Plan reagiert, liegt vermutlich am Diskussionsstand über ein Papier, das eigentlich erst im September in die öffentliche Anhörung hätte gehen sollen. Dort werden die fünf Leitprinzipien Berufliche Orientierung, nachhaltige Entwicklung, Medienbildung, Prävention und Gesundheitsförderung sowie Verbraucherbildung genannt - und zu jedem Punkt findet sich die Ergänzung, was aus Sicht der sexuellen Vielfalt zu berücksichtigen sei. So kann der Eindruck entstehen, dass dieser Aspekt der dominierende sei. Die Kirchen fragen nun, ob man die fünf Leitprinzipien nicht auch aus Sicht der Friedenspädagogik oder der ästhetisch-kulturellen Bildung durchleuchten müsste.
Dass Kirchen und Landesregierung in der Bildungsplan-Frage völlig über Kreuz liegen, bezweifelt aber selbst der Kultusminister. Laut Stoch trennt beide Seiten nichts in der Zielvorstellung, mehr Toleranz zu erreichen. Er hätte sich aber gewünscht, dass sich die Kirchen offiziell von der Internet-Petition distanzieren, wie das etwa der Bildungsreferent der Evangelischen Landeskirche in Baden, Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht, getan habe. Stoch bot am Montag in Stuttgart - auch im Namen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) - den Kirchen ein neues Gespräch über den Bildungsplan an.