Bischöfin Junkermann mahnt Umkehr in europäischer Flüchtlingspolitik an

Bischöfin Junkermann mahnt Umkehr in europäischer Flüchtlingspolitik an
Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann hat die wirtschaftliche Öffnung Europas bei gleichzeitiger Abschottung gegenüber Flüchtlingen kritisiert.
31.12.2013
epd
Karsten Wiedener und Jens Büttner

Nötig sei ein echter Paradigmenwechsel, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Magdeburg. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland forderte eine "menschenrechtsbasierte Asylpolitik" und den gleichzeitigen "politischen Willen zu einer strukturierten Einwanderungspolitik". Diese müsse für Menschen greifen, die in Deutschland leben und arbeiten wollen. Nötig sei in diesem Zusammenhang auch der ausdrückliche politische Wille, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei.

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Überaus kritisch äußerte sich Junkermann zur aktuellen europäischen Flüchtlingspolitik: "Ich finde es einen Skandal, dass Europa nicht die Menschenwürde zur Grundlage für seine Flüchtlingspolitik macht, sondern wirtschaftliche Interessen maßgebend sind für die Grenzpolitik", sagte sie. So seien die europäischen Grenzen zur Mehrung des eigenen Wohlstandes offen, etwa wenn es um Ein- und Ausfuhr von Wirtschaftsgütern gehe. Zugleich seien die Grenzen für Menschen in wirtschaftlicher oder auch politischer Not "total dicht".

"Viel Geld wird darauf verwendet, die Grenzen dicht zu machen und zu bewachen", beklagte Junkermann. Damit verrate Europa seine eigene Kultur und die grundlegenden Werte seiner Gesellschaft.

Junkermann äußerte sich verwundert darüber, dass der Aufschrei über die europäische Flüchtlingspolitik in der Gesellschaft nicht größer sei. Als vordringliche Ziele für die Verbesserung der Lage von bereits in Deutschland angekommenen Flüchtlingen mahnte die mitteldeutsche Bischöfin eine Verkürzung der Dauer von Asylverfahren an. Dringlich sei zudem, die Residenzpflicht aufzuheben und Flüchtlingen in Deutschland eine möglichst frühzeitige Arbeitsaufnahme zu ermöglichen.