Kahane warnt vor Folgen der Proteste gegen Flüchtlingsheime

Kahane warnt vor Folgen der Proteste gegen Flüchtlingsheime
Die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, hat vor den gesellschaftlichen Folgen der Proteste gegen Asylbewerberheime gewarnt.
30.12.2013
epd
Lukas Philippi

Es bestehe die Gefahr, "dass in diesen entscheidenden Monaten die Zivilgesellschaft die Situation verkennt und verpennt - und es den Nazis gelingt, das Klima so zu vergiften, dass es auf Jahre so bleibt", sagte Kahane in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Auf der anderen Seite zeigten zahlreiche Willkommensinitiativen in Orten und Stadtteilen mit neuen Flüchtlingsunterkünften, dass der fremdenfeindliche Protest auch zurückgedrängt werden könne. Als positives Beispiel nannte Kahane die Willkommensinitiativen in Berlin-Hellersdorf. Dort war es im Sommer 2013 zunächst zu lautstarken, auch von der NPD gesteuerten Protesten gegen eine neue Gemeinschaftsunterkunft in einer ehemaligen Schule gekommen.

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"Es ist wichtig zu zeigen, dass Protest gegen Nazis nicht gesellschaftlich verpönt ist, sondern 'in' sein kann", unterstrich die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung. "Das macht einen großen Unterschied." Es sei wichtig, dass sich in dieser Frage "ein gesellschaftlicher Standard durchsetzt, sich der Ton ändert, und Hilfeleistungen für Flüchtlinge als vollkommen normal angesehen werden".

Die Amadeu-Antonio-Stiftung setzt sich bundesweit für Projekte zur Stärkung der demokratischen Kultur und Zivilgesellschaft ein. Benannt ist die Stiftung nach dem ersten Todesopfer rassistischer Gewalt nach der deutschen Wiedervereinigung, Amadeu Antonio Kiowa, vom Dezember 1990. Der 28-Jährige lebte als angolanischer Vertragsarbeiter im brandenburgischen Eberswalde.

Mit Blick auf die ausländerfeindlichen Krawalle Anfang der 90er Jahre in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen sagte Kahane, "so eine Wiederholung halte ich für ausgeschlossen, ein solches Massenpogrom ist heute nicht vorstellbar". Dies sei eine positive Bilanz nach 20 Jahren Arbeit. "Die negative ist, dass es überhaupt noch zu solchen Aufmärschen und in so vielen Orten kommt." Früher hätten sich die Aktivitäten der Rechtsextremisten auf ein paar wenige Orte konzentriert. "Jetzt mobilisieren die Nazis schon an Orten, wo gar keine Asylunterkünfte geplant sind und machen die Leute verrückt."

Der Mobilisierungsfaktor speise sich dabei "aus einem tiefen Rassismus und Wohlstandschauvinismus", betonte Kahane. Die NPD nutze rassistische und andere Stereotypen, um Ängste zu schüren, "Angst vor Gewalt, vor Überfremdung und vor den finanziellen Folgen humanitärer Hilfe".