"Wir haben einen immer höheren bürokratischen Aufwand, der nur scheinbar für mehr Gerechtigkeit sorgt", sagte Rundt dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. In den Krankenhäusern werde nach rund 1.000 unterschiedlichen Fallpauschalen abgerechnet. In der Altenpflege gebe es mit drei und demnächst fünf Pflegestufen ein ausdifferenziertes System, ähnlich sei es in der Behindertenhilfe. "Ich frage mich, ob das die Zukunft ist", sagte Rundt.
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Früher habe es in den Behinderteneinrichtungen einen einheitlichen Tagessatz für jeden Menschen mit Behinderung gegeben. Inzwischen seien die Hilfen nach fünf Hilfebedarfsgruppen mit je drei verschiedenen Beträgen aufgeteilt worden, die unterschiedlichen Betreuungsbedarf berücksichtigten. Aber auch früher hätten die Mitarbeiter bereits diejenigen Menschen mehr unterstützt, die mehr Betreuung brauchten: "Was vorher intuitiv gemacht wurde, ist jetzt über hochbürokratische Pauschalen geregelt, ohne dass irgendetwas für die Menschen besser geworden ist."
Das System sei so schnell nicht zu verändern. "Es ist ein eingefahrenes System, das funktioniert", räumte Rundt ein: "Aber ich stelle mir schon die Frage, ob es klug ist, dass wir immer weiter differenzieren." Die ohnehin starke Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Altenpflege erhöhe sich durch den bürokratischen Aufwand zusätzlich, sagte die Ministerin. "Wenn ich böse sein wollte, würde ich sagen: Die DDR ist schon an knappen Ressourcen zugrunde gegangen und an dem Versuch, hoch bürokratisch zu prüfen, ob diese Ressourcen richtig eingesetzt werden."