"Gigant für Gerechtigkeit": Gottesdienst für Nelson Mandela

"Gigant für Gerechtigkeit": Gottesdienst für Nelson Mandela
"Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren." Mit diesen Worten verkündete der südafrikanische Präsident Jacob Zuma den Tod Nelson Mandelas. Weltweit würdigen Politiker das Leben und Wirken des Friedensnobelpreisträgers.
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Trauer um Nelson Mandela: Weltweit haben Staats- und Regierungschefs den am Donnerstagabend gestorbenen ehemaligen südafrikanischen Präsidenten gewürdigt. US-Präsident Barack Obama erklärte, Mandela habe Geschichte geschrieben. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte den mit 95 Jahren gestorbenen Friedensnobelpreisträger einen "Giganten für Gerechtigkeit". Bundespräsident Joachim Gauck schrieb in einer Kondolenz an die Witwe Graça Machel: "Die Welt verliert einen großen Staatsmann, der wie nur wenige Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit in seiner eigenen Person verkörperte."

Gedenkgottesdienst für Mandela in Kapstadt

Der frühere Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu, hat in einem Gedenkgottesdienst für Nelson Mandela dessen friedensstiftendes Wirken in seinem Heimatland Südafrika gewürdigt "Mandela hat einer geteilten Nation gelehrt zusammenzukommen", sagte Desmond Tutu am frühen Freitagmorgen in Kapstadt. Vor Mandelas Haus in Johannesburg hatten sich Trauernde noch in der Nacht versammelt und Gedenkstätten für den ehemaligen Freiheitskämpfer errichtet.

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Nelson Mandela galt als prominentester Kämpfer für die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen. 27 Jahre seines Lebens saß er wegen seines Einsatzes gegen die Apartheid in Südafrika im Gefängnis, bevor er 1990 entlassen wurde. Nach dem Ende der Rassentrennung wurde der Nationalheld 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten seines Landes gewählt. Das Amt hatte er bis 1999 inne.

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma hatte die Todesnachricht am Donnerstagabend verkündet. Mandela sei um 20.50 Uhr Ortszeit im Kreise seiner Familie gestorben. Der 95-Jährige war Anfang September nach monatelangem Klinikaufenthalt wegen eines Lungenleidens in sein Haus in Johannesburg gebracht worden. "Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren", sagte Zuma. Sein unermüdlicher Kampf für Freiheit habe Mandela den Respekt der Welt eingebracht.

"Ein Licht hat die Welt verlassen"

Der deutsche Bundespräsident Gauck schrieb an die Witwe: "Nelson Mandela hat - als Mensch wie auch als Politiker - in bewundernswerter Weise vorgelebt, wie Hass, Gewalt und Rassismus überwunden werden können." Er habe aber nicht nur gezeigt, dass man politische Freiheit auf friedliche Weise erstreiten kann, sondern auch, dass man sie verantwortlich gestalten und bewahren muss: "Dies ist das Erbe Nelson Mandelas - und auch sein Auftrag an uns alle."

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US-Präsident Obama sagte, Mandela habe Südafrika verändert - und "uns alle bewegt". Er sei ein Vorbild dafür geworden, nicht aus Hass, sondern aus Liebe zu handeln. Großbritanniens Premierminister David Cameron sagte: "Ein Licht hat die Welt verlassen." Mandela sei "ein Held unserer Zeit und aller Zeiten" gewesen. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, nannte Mandela einen einzigartigen Brückenbauer und Anwalt für Menschenrechte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte: "Nelson Mandelas leuchtendes Beispiel und sein politisches Vermächtnis der Gewaltfreiheit und der Absage an jeglichen Rassismus werden für Menschen auf der ganzen Welt noch lange Zeit eine Inspiration bleiben." Auch viele Jahre im Gefängnis hätten Nelson Mandela nicht brechen oder bitter machen können: "Aus seiner Botschaft der Versöhnung ist schließlich ein neues, besseres Südafrika entstanden."

Die EU-Spitze würdigte Mandela als "eine der größten politischen Figuren unserer Zeit". Mandela stehe für den Kampf gegen Rassismus, politische Gewalt und Intoleranz, erklärten der EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in der Nacht: "Er hat uns alle wichtigen Lektionen über Versöhnung sowie politischen und sozialen Wandel gelehrt."

Dalai Lama zollt seinem "lieben Freund" Mandela Anerkennung

Der Dalai Lama hat Nelson Mandela in einem Kondolenzbrief an die Familie des südafrikanischen Nationalhelden als "großen Führer" gewürdigt, "dessen unerschütterliche und unnachgiebige Entschlossenheit eine Schlüsselrolle bei der Sicherung des Friedens und der Versöhnung während des Übergangs Südafrikas nach der Apartheid-Herrschaft gespielt hat". Er persönlich vermisse einen guten Freund, den er verehrt und respektiert und noch einmal wiederzusehen gehofft habe, hieß es auf der Webseite des geistlichen Oberhaupts der Tibeter, auf der aus dem Brief zitiert wurde. "Er war ein Mann des Mutes, der Prinzipien und von unzweifelhafter Integrität, ein großartiger Mensch, von dem wir wirklich sagen können: 'Er lebte ein sinnerfülltes Leben'", hieß es weiter.

Am Abend hatte in London die Europa-Premiere des Films "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit" stattgefunden, der im Januar in die deutschen Kinos kommt und Mandelas Leben nachzeichnet. Im Kino waren auch Prinz William und seine Frau Kate sowie Mandelas Tochter Zindzi. Das Publikum wurde während der Premiere über den Tod Mandelas informiert. Viele verließen schweigend das Kino am Leicester Square. Prinz William sagte, Mandelas Tod sei eine "tragische und traurige Nachricht". Er sei durch den Film noch einmal daran erinnert worden, welch außergewöhnliche und inspirierende Persönlichkeit Mandela gewesen sei. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihm und seiner Familie."

Amnesty International erklärte, Mandelas Mut habe dazu beigetragen, die ganze Welt zu verändern. "Die Menschenrechtsbewegung rund um die Welt schuldet Nelson Mandela Dankbarkeit", sagte der Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty in London.