Die Kirche müsse sich gegen jede Form von Antisemitismus und Judenfeindschaft in Deutschland erheben, sagte Bischof Ralf Meister am Donnerstag vor der Synode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers: "Sie ist dazu aufgefordert, gegen diejenigen Kräfte zu kämpfen, die Juden und das Judentum diskreditieren". Der jüdische Landesrabbiner Jonah Sievers begrüßte den Beschluss der Synode. Er ist der erste Rabbiner, der vor dem Kirchenparlament sprach.
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Die Synode in Hannover beschloss einstimmig ein Gesetz, nach dem ein entsprechender Passus in die Präambel der Kirchenverfassung aufgenommen wird. Darin heißt es, die Arbeit der Landeskirche geschehe "im Zeichen der Treue Gottes zum jüdischen Volk". Die Kirche sei "durch Gottes Wort und Verheißung mit dem jüdischen Volk verbunden". Sie achte seine "bleibende Erwählung zum Volk und Zeugen Gottes".
Der Text nimmt auch Bezug auf den Antisemitismus der NS-Zeit: "Im Wissen um die Schuld unserer Kirche gegenüber Juden und Judentum sucht die Landeskirche nach Versöhnung."
Absage an Judenmission
In den vergangenen Jahren hatten bereits 13 der 20 evangelischen Landeskirchen ähnliche Formulierungen in ihre Verfassungen aufgenommen. Als erste Landeskirche hatte die Evangelisch-reformierte Kirche 1988 die Kirchenverfassung entsprechend ergänzt.
Rabbiner Sievers dankte der Synode für die Verfassungsänderung. "Theologisch wird der Mission unter Juden damit eine Absage erteilt", sagte er. Dies sei ihm besonders wichtig. Der Wortlaut der hannoverschen Landeskirche gehe dabei noch weiter als der anderer Kirchen in Deutschland. Das Gesetz muss am Freitag noch in zweiter Lesung offiziell besiegelt werden.