Altbischof Huber kritisiert reines Profitdenken

Altbischof Huber kritisiert reines Profitdenken
Der frühere Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Wolfgang Huber, hat an die soziale Verantwortung von Unternehmen appelliert.

"Profit zu erzielen ist nicht der erste, sondern erst der dritte Grund des Wirtschaftens", sagte Huber am Samstag in Nürnberg bei der Jahrestagung des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Deutschland (AEU). Zunächst gehe es in der Wirtschaft darum, Güter und Dienstleistungen hervorzubringen, die dem Menschen nützen.

Durch die Produktion würden Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt, von denen Menschen leben könnten. Erst dann komme der Profit, "der kein Selbstzweck ist, sondern dem Ziel dient den Kreislauf am leben zu erhalten", sagte Huber. Unternehmen, die sich nur aus Imagegründen sozial engagieren, verfehlen seiner Ansicht nach ihr Ziel. "Wenn Corperate Responsibility nur auf Mehrwert abzielt, dann fragt sie zu kurz", sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) .

"Kirche soll sich an die Spitze stellen"

Zuvor hatte der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die Kirchen ermahnt, sich an die Spitze einer Bewegung für soziale und ökologische Mindeststandards zu stellen. Sie sollten sich auch dafür einsetzen, dass der Markt nicht diejenigen Unternehmer bestrafe, "die ethisch handeln und sich anständig benehmen", sagte er am Vorabend vor den AEU-Mitgliedern. Bedford-Strohm forderte zudem Konsumenten auf, "ihre Macht auszuüben", um auf Standards hinzuwirken. Als Beispiel nannte er die Herstellung von Kleidung. Die Verbraucher hätten ihre Verantwortung wahrgenommen seit bekanntgeworden sei, dass billige Preise auf der Ausbeutung von Arbeitern beruhten.

Angesichts des 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahre 2017 erinnerte Bedford-Strohm daran, dass die Schriften Martin Luthers "voller ethischer Grundorientierung stecken, die wir auf die heutige Zeit übersetzen können". So habe der Reformator immer vor Augen gehabt, dass die Schwächsten in einem Wirtschaftssystem geschützt werden müssten. Er habe das Ausnutzen von Not, Monopole oder Kartelle scharf kritisiert. Die AEU-Mitglieder tagen noch bis diesen Sonntag. Der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer ist ein Netzwerk protestantischer Unternehmer, Manager und Führungskräfte. Er hat derzeit über 600 Mitglieder.