Bis 2018 sollen die jährlichen Ausgaben auf landeskirchlicher Ebene um 35 Prozent gesenkt werden - bezogen auf den Stand von 2012. Mit Bekanntwerden dieser Zahl im Sommer hat auch die Debatte über das künftige Gesicht der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit über 2,7 Millionen Mitgliedern begonnen.
###mehr-artikel###Denn anders als in früheren Sparrunden hilft gleichmäßiges Kürzen in allen Abteilungen bei dieser Größenordnung nicht mehr weiter. "Jetzt geht es wohl eher um die Frage, welche Aufgaben wir uns nicht mehr leisten können - auch solche, die uns lieb und teuer geworden sind", sagt der leitende Jurist Johann Weusmann. "Die Kirche muss funktionsfähig bleiben, und dazu muss sie Kernaufgaben wahrnehmen, vielleicht sogar stärken, und Randbereiche womöglich aufgeben."
"Kirche mit leichterem Gepäck"
Arbeitsformen und Strukturen der Kirche müssten umfassend verändert werden, heißt es denn auch in einem Schreiben der Kirchenleitung. In welche Richtung es gehen könnte, hat Präses Manfred Rekowski mehrfach skizziert: Ihm schwebe für die Zukunft "eine Kirche mit leichterem Gepäck" vor, das bedeute weniger institutionelle und mehr personelle Präsenz. Dieser Punkt gehört zu den acht Kriterien, die der Sondersynode für die Haushaltskonsolidierung vorgeschlagen werden.
Überraschend hatte die Kirchenleitung im Juli mitgeteilt, dass die Kosten deutlich mehr und schneller gesenkt werden müssten als geplant. Statt 15 werden nun 35 Prozent weniger Ausgaben angepeilt, statt 2023 sollen die Maßnahmen bereits 2018 greifen. Um 20 Millionen Euro müssen die jährlichen Ausgaben damit sinken. Ein Viertel davon soll bereits in den kommenden zwei Jahren eingespart werden. Über die übrigen 15 Millionen Euro soll spätestens die reguläre Landessynode im Januar 2015 entscheiden.
Sinkende Kirchensteuereinnahmen
Begründet wird die Verschärfung der Sparvorgaben mit drastisch gesunkenen Zinseinnahmen und einer angestrebten Sanierung der Versorgungskasse für Pfarrer und Kirchenbeamte. Zudem wird mit stetig weiter sinkenden Kirchensteuereinnahmen bei wachsenden Ausgaben für Personal- und Sachkosten kalkuliert. Ziel müsse ein ausgeglichener Haushalt sein - für 2014 weist der landeskirchliche Etat ein Defizit von 7,6 Millionen Euro aus.
Die 739 Gemeinden und 38 Kirchenkreise sind von den Maßnahmen nicht unmittelbar betroffen - sie verantworten ihre Haushalte selbst. Dennoch warb die Kirchenleitung im September auf sechs Regionalkonferenzen quer durch die Landeskirche für ihre Pläne. In einer internen Zukunftswerkstatt wurde überlegt, wie die evangelische Kirche zwischen Wesel und Saarbrücken, Wetzlar und Aachen künftig aussehen könnte.
Denn es soll nicht nur ums Geld gehen: Die rheinische Kirche müsse auch inhaltlich bestimmen, "welche Strukturen notwendig sind, damit sie eine Kirche der Verkündigung, der Seelsorge und des Handelns für andere bleibt", schreibt Präses Rekowski in seinem Blog. Er sieht hier auch eine Chance, eine Motivation, "die Kirche noch einmal neu aufzustellen". Beim Durchleuchten aller Arbeitsbereiche soll es daher auch um mögliche neue Schwerpunktsetzungen gehen.
Weichen auf Veränderung stellen
Ein vorhandenes Rücklagenpolster hätte der rheinischen Kirche mehr Zeit für ihre Aufgabenkritik eingeräumt. Doch das Ersparte ist weitgehend aufgebraucht - nicht zuletzt wegen der Beinahe-Pleite des kircheneigenen Unternehmens bbz, das 2010 von der Landeskirche mit 21,6 Millionen Euro gerettet werden musste. Um keine Zeit zu verlieren, soll die Sondersynode nun die Weichen auf Veränderung stellen.
Das Kirchenparlament soll sich über Verfahrensformen und Arbeitsweisen verständigen, konkrete Sparbeschlüsse werden noch nicht erwartet - darum dürfte es ab Mitte Januar auf der nächsten regulären Landessynode in Bad Neuenahr gehen. Dann wird es wohl auch darauf ankommen, ob zutage tritt, was sich Rekowski für die Beratungen wünscht: den "Mut, Kirche neu zu denken".