Schlechte Chancen für Snowden in Deutschland

Foto: dpa/Rainer Jensen
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich
Schlechte Chancen für Snowden in Deutschland
Das Geheimtreffen zwischen dem Grünen-Abgeordneten Ströbele und Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden hat international für Wirbel gesorgt. Snowden könnte wertvolle Informationen liefern. Doch die Bundesregierung lehnt eine Aufnahme des Informanten bisher ab.
06.11.2013
epd
Tanja Tricarico

Nach einer fast vierstündigen Sondersitzung des Geheimdienstausschusses hinter verschlossenen Türen scheint die Aufklärung der NSA-Affäre Fahrt aufzunehmen. Auch im Weißen Haus sei die politische Dimension erkannt worden, sagte der geschäftsführende Chef des Bundeskanzleramts, Ronald Pofalla (CDU), nach dem Treffen am Mittwoch in Berlin. Kein Wort mehr über ein mögliches Ende der Spionage-Affäre. Stattdessen die Ankündigung, dass ein Abkommen die Zusammenarbeit mit Deutschland auf eine neue Basis stellen solle. Das Vertrauen müsse zurückgewonnen werden.

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Ob jedoch der Kronzeuge in der Ausspähaffäre, Edward Snowden, Zuflucht in Deutschland finden kann, bleibt weiter fraglich. Der geschäftsführende Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) blieb bisher hart. Er sprach sich auch nach der Sondersitzung gegen die Aufnahme des ehemaligen NSA-Mitarbeiters aus. Snowden habe in Deutschland kein Asylrecht, da er kein politisch Verfolgter sei, sagte Friedrich kurzangebunden. Man müsse jetzt darüber reden unter welchen Umständen es möglich sein könnte, Snowden in Moskau zu hören.

Ähnlich äußerte sich auch Regierungssprecher Steffen Seibert. Sollte eine Befragung Snowdens durch Bundestag oder Generalbundesanwalt in Russland notwendig sein, werde das die Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, sagte Seibert. Er betonte zudem erneut, wie wichtig der Bundesregierung die guten Beziehungen zu den USA seien.

Ströbele widersprach dem Innenminister

Man habe über die Situation Snowdens ein sehr nachdenkliches Gespräch geführt, sagte der Vorsitzende des Gremiums und Innenexperte der SPD, Thomas Oppermann. Die Bundesregierung müsse nun prüfen, ob Snowden auch in Moskau befragt werden könne, ohne ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Er sei ein wichtiger Zeuge zur Aufklärung der massenhaften Ausspähung nicht nur von Ministerien oder Behörden sondern auch von Bürgern. Allerdings mahnte Oppermann an: "Man kann Snowden nicht nach Deutschland einladen, wenn man hinterher nicht ausschließen kann, dass er ausgeliefert wird."

Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele hatte den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter in der vergangenen Woche in Moskau getroffen. Er hatte daraufhin die Sondersitzung des Ausschusses einberufen, um das Gremium zu informieren. Er sei fast zufrieden, sagte Ströbele nach der Sitzung. "Wir sind uns über die Dimension und die Schwierigkeiten des Problems einig."

Ströbele widersprach jedoch heftig den Aussagen des Bundesinnenministers. "Selbstverständlich kann man Herrn Snowden in Deutschland aufnehmen und selbstverständlich kann man davon absehen ihn auszuliefern", sagte der Grünen-Politiker. "Man muss es nur wollen."