Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) unterscheide sich mit seinem Programm oft nicht mehr von einer Nichtregierungsorganisation, sagte Hille dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der 10. ÖRK-Vollversammlung im südkoreanischen Busan. Er stelle den Einsatz des ÖRK für Frieden, Gerechtigkeit und Klimaschutz nicht in Frage. Der Weltkirchenrat dürfe dabei aber nicht die Ziele der klassischen christlichen Mission fallen lassen.
Die Mission sei der "Grundimpuls für die Entstehung der ökumenischen Bewegung überhaupt", fügte Hille hinzu. Das Missionsverständnis des Ökumenischen Rates der Kirchen habe sich seit dem Ende der 1960er Jahre aber grundlegend verändert. Die Weltmission sei damals in ihrem klassischen Sinne infrage gestellt worden. "Und diese grundlegende Veränderung hält bis heute an", unterstrich der 66-jährige evangelikale Theologe.
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"Ohne die Versöhnung mit Gott, ohne Frieden mit Gott ist auch eine Versöhnung unter Menschen nicht möglich", betonte Hille. Diese Thematik sei aus dem neuen Missions-Papier des Weltkirchenrates herausgefallen. Hille: "Das ist ein gravierender Bruch mit der gesamtkirchlichen Mission."
Er frage sich, ob die globalen Projekte des Weltkirchenrates tatsächlich so tiefgreifend in die Gesellschaft hineinwirken, sagte Hille. Der ÖRK habe zudem ein strukturelles Problem. Auf der einen Seite würden die großen Volkskirchen in Europa und den USA - die Gründungskirchen des ÖRK - immer schwächer. Auf der anderen Seite gelinge es der größten globalen Kirchenorganisation weitgehend nicht, in den Ländern des Südens sowie unter den rasch wachsenden pfingst- und charismatischen Kirchen neue Mitglieder zu gewinnen.
Zudem habe der Ökumenische Rat die Spaltung zwischen dem konservativen und liberalen Flügel seiner 350 Mitgliedskirchen nicht überwunden. Der Theologe und Publizist Hille war langjähriger Rektor des Tübinger pietistisch ausgerichteten Albrecht-Bengel-Hauses.