Eine gesetzliche Lohnuntergrenze gefährde Arbeitsplätze, sagte Caritas-Präsident Peter Neher der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). Er halte es im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit für entscheidend, dass es "nach Branchen und am besten auch regional differenzierte Lohnuntergrenzen" gebe. Jeder Mindestlohn müsse vor dem Hintergrund der Lage der Langzeitarbeitslosen bewertet werden, unterstrich Neher. "Geschieht dies nicht, kann er zu mehr und nicht zu weniger Armut führen."
###mehr-artikel###Das Diakonische Werk (DW) setzt sich hingegen für einen existenzsichernden flächendeckenden Mindestlohn für jeden Beschäftigten ein. "Ausreichend entlohnte Arbeit ist ein wichtiger Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben", sagte eine Sprecherin der Diakonie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jeder Mensch, der in Vollzeit arbeite, müsse von seinem Einkommen leben können.
Am Dienstag beraten erstmals die Koalitionsunterhändler von CDU, CSU und SPD über die Themen Arbeit und Soziales. Dabei wollen die Sozialdemokraten ihre Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro auf den Tisch legen.
Neher widerspricht Gabriel
Caritas-Chef Neher widersprach dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, der vergangene Woche die Forderung nach einem einheitlichen Mindestlohn auch mit einheitlichen Preisen begründet hatte: "8,50 Euro bedeuten in Mecklenburg-Vorpommern etwas ganz anderes als in München."
Neher plädierte dafür, die Höhe von Mindestlöhnen nicht parlamentarisch oder allein durch die Tarifpartner festzulegen. Er schlug Kommissionen nach britischem Vorbild vor, in denen auch Wissenschaftler vertreten sein sollten. "Gewerkschaften kämpfen vorrangig für Menschen, die Arbeit haben und die ihre Mitglieder sind", erläuterte Neher. "Das ist völlig in Ordnung, aber beim Thema Mindestlohn müssen mehr Akteure beteiligt werden." Schließlich könne man niemanden verpflichten, für einen beschlossenen Mindestlohn auch jemanden zu beschäftigen.