Bayern-Bischof Bedford-Strohm: Debatte um Kirchenfinanzen ist pervertiert

Bayern-Bischof Bedford-Strohm: Debatte um Kirchenfinanzen ist pervertiert
Die Diskussion um die Finanzen der Kirchen ist nach Aussage des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm "pervertiert". Die aktuelle Debatte erwecke den Anschein, als ob die Kirchen ihr Geld nur verprassten, kritisierte der evangelische Theologe am Freitag in einem epd-Gespräch.
25.10.2013
Christiane Ried

Die Kirche müsse genügend Geld haben, um etwa "ihre Rechtsverpflichtungen gegenüber den Mitarbeitenden einzulösen". Ein großer Teil der landeskirchlichen Bilanzsumme von 3,1 Milliarden Euro etwa gehe auf Pensionsverpflichtungen für Mitarbeiter zurück.

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"Der eigentliche Skandal wäre, wenn die Kirche ihr Geld, das sie angespart hat, um den Menschen die Rente zu bezahlen, einfach weggeben würde", sagte Bedford-Strohm weiter. "Dann müssten wir uns völlig zu Recht vorhalten lassen, dass wir verantwortungslos mit unseren Mitarbeitern umgehen." Um ihre Verpflichtungen zu erfüllen, müsse die bayerische Landeskirche sogar noch reicher werden: "Weil wir uns Sorgen machen, dass wir da noch nicht genug angespart haben."

In der Landeskirche werde jeder Cent von der Synode, dem Kirchenparlament, abgesegnet und über das Rechnungsprüfungsamt kontrolliert, sagte Bedford-Strohm. "Wir führen lange Diskussionen um die Frage, wie das Geld ausgegeben wird, das uns die Kirchensteuerzahler anvertrauen." Dafür gebe es einen transparenten Haushaltsplan und einen demokratischen Prozess in der Synode. Er wisse nicht, wie man noch transparenter wirtschaften könne.

Leistungen der Kirche "vor lauter Kirchenkritik ausgeblendet"

Auch beim Thema Staatsleistungen macht Bedford-Strohm ein "gigantisches Informationsdefizit" aus. Die Landeskirche bekommt jährlich etwa 22 Millionen Euro Staatsleistungen. Diese Zahlungen sind in einem 1924 geschlossenen Staatsvertrag geregelt. Rund 14 Millionen Euro davon betreffen den sogenannten "Seelsorgegeistlichenpfennig" - ein Beitrag für die Gehälter der Pfarrer. Damit unterstütze der Staat den unverzichtbaren Beitrag der Kirche für den Zusammenhalt der Gesellschaft, sagte Bedford-Strohm. Auch Organisationen wie die Arbeiterwohlfahrt sowie atheistische und humanistische Verbände erhielten Staatsleistungen. "Das wird aber in der Debatte vor lauter Kirchenkritik gern ausgeblendet", kritisierte der Bischof.

Hintergrund für Bedford-Strohms Kritik ist der Fall Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dem Limburger Bischof werden die hohen Kosten beim Bau des mindestens 31 Millionen Euro teuren Diözesanen Zentrums in Limburg und damit Verschwendungssucht vorgeworfen. Daraufhin gaben immer mehr katholische Bistümer und auch evangelische Landeskirchen Einblick in ihre Finanzen und legten ein millionschweres Vermögen offen. Im Zuge der Debatte gerieten auch wieder die Staatsleistungen an die Kirchen in die Kritik.