Eine neue geistige "Reformation", die den Menschen in den Mittelpunkt des Handelns stelle, sei angesichts einer Ökonomisierung aller Lebensbereiche nötig, sagte der 83-jährige Autor am Donnerstagabend in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche. Damit der Mensch nicht nur als Ware oder Kostenfaktor gesehen werde, sei ein Umdenken hin zum Evangelium von Jesus Christus notwendig.
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Das "schleichende Gift" des betriebswirtschaftlichen Denkens wirke auch in den Kirchen, kritisierte der ehemalige Jesuitenschüler Geißler vor 750 Zuhörern. Die Kirchen müssten sich auf ihre Verpflichtung besinnen, für arme Menschen einzutreten, appellierte Geißler, der als konservativer Querdenker gilt. Als treibende Kraft einer neuen, gerechten "öko-sozialen Marktwirtschaft" müssten sie gegen eine kapitalistische Weltwirtschaftsordnung angehen, die Milliarden Menschen in Armut stürze. Die Kirchen sollten die Erkenntnis des Reformators Martin Luther beherzigen, dass die Liebe zu Gott und die Liebe zum Menschen gleichwertig sei, sagte Geißler.
Eine Kirche, die im Prunk und abgehoben von den Menschen lebe, habe ihren Weg verloren, mahnte Geißler. Die evangelische und katholische Kirche in Deutschland seien reich. Sie müssten deshalb ihre Mitarbeiter angemessen bezahlen, forderte der frühere rheinland-pfälzische Sozialminister.