"Human Rights Watch" appellierte auch an den Papst, sich gegen Gesetze zu wenden, die Homosexualität unter Strafe stellen. "Es ist ermutigend zu sehen, dass Franziskus klar Stellung gegen Gewalt und Diskriminierung bezieht und eine Kirche fordert, die verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen offen steht", erklärte Graeme Reid von "Human Rights Watch".
###mehr-artikel### In öffentlichen Äußerungen habe der Papst die Notwendigkeit betont, die Würde eines jeden Menschen zu schützen. Katholische Würdenträger weltweit widersprächen diesem Prinzip dagegen in Wort und Tat. "Amtsträger der Kirche haben diskriminierende Gesetze und Praktiken gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender stillschweigend oder ausdrücklich unterstützt", sagte Reid.
Die Menschenrechtler kritisierten unter anderem den Erzbischof von Douala (Kamerun), Samuel Kléda. Der Geistliche habe ungerechte Strafen gegen sexuelle Minderheiten befürwortet und die Gewalt gegen sie nicht verurteilt. Kléda sei kein Einzelfall. "Papst Franziskus hat nun die einzigartige Chance, das zu ändern", betonte Reid. "Wir erwarten, dass sich katholische Würdenträger an die kirchliche Lehrmeinung halten und sich Gewalt und Diskriminierung entgegenstellen."
"Wer bin ich, über ihn zu urteilen?"
Franziskus hat seit seinem Amtsantritt im März mit Äußerungen zur Homosexualität für Aufsehen gesorgt. Seine Haltung wurde häufig als Bruch mit der bisherigen Lehrmeinung interpretiert. In einem Interview im September sagte er, homosexuelle Paare müssten mit Barmherzigkeit begleitet werden, es dürfe keine "spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben". Auf dem Rückflug von einer Brasilienreise im Juli warnte der Papst vor Pauschalurteilen gegen Homosexuelle: "Wenn jemand homosexuell ist und den Herrn sucht, wer bin ich, über ihn zu urteilen?".
###mehr-links###Im katholischen Weltkatechismus steht dagegen, man müsse gleichgeschlechtlich orientierten Menschen mit "Mitleid" begegnen. Homosexuelle Handlungen seien "in sich nicht in Ordnung" und "in keinem Fall zu billigen", weil sie gegen das natürliche Gesetz der Weitergabe des Lebens verstoßen. Homosexuelle sollten daher in Keuschheit leben.