Er sei prunksüchtig, habe gelogen und sei kritikunfähig: Nach der Kostenexplosion beim Bischofshaus und der Beantragung eines Strafbefehls im Zusammenhang mit seinem Indienflug wächst der Druck auf den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst weiter. Doch der Bischof blieb am Donnerstag stumm. Er werde zu dem Strafbefehl keine Stellung nehmen, teilte die Bistums-Pressestelle dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit.
In einem Interview der "Bild"-Zeitung wies der Limburger Bischof jedoch den Vorwurf des verschwenderischen Umgangs mit Geld zurück. Er kündigte an, sich am Wochenende in einem Brief an die Gläubigen des Bistums zu wenden, um "manches klarzustellen". Zugleich warf er den Medien vor, ihn falsch darzustellen. "Viele Gläubige wissen sehr wohl zu unterscheiden zwischen den Fehlern, die tatsächlich gemacht werden, und dem, was in den Medien daraus wird."
Zollitsch: "Nehme Situation sehr ernst"
Die Staatsanwaltschaft Hamburg beantragte den Strafbefehl, weil Tebartz-van Elst im Zusammenhang mit einem Indienflug in zwei Fällen falsche eidesstattliche Versicherungen vor dem Landgericht Hamburg abgegeben haben soll. Das Amtsgericht Hamburg werde den Antrag prüfen. Eine falsche Versicherung an Eides Statt wird nach dem Gesetz mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, will die Kostenexplosion beim Bau des Bischofssitzes im Bistum Limburg genau untersuchen lassen. Die dafür zuständige Kommission werde "in Kürze" die Arbeit aufnehmen, sagte der Freiburger Erzbischof in Berlin. Wann Ergebnisse vorliegen, könne noch nicht gesagt werden. Zollitsch betonte: "Insgesamt nehme ich die Situation im Bistum Limburg sehr ernst."
Die Kommission soll "Posten, Finanzierung und Entscheidungswege" untersuchen. Zollitsch kündigte zudem an, dass er die Probleme im Bistum Limburg auch bei seiner Audienz bei Papst Franziskus in der nächsten Woche ansprechen will.
Kritiker erhoffen sich Hilfe aus Rom
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, verlangte angesichts der massiven Vorwürfe eine rasche Klärung. Glück sagte am Donnerstag im rbb-Inforadio, die jetzige Situation sei unerträglich. "Auf jeden Fall können wir nicht eine längere Hängepartie verkraften. Möglicherweise kann die Entscheidung nur in Rom fallen", unterstrich Glück.
Mit dem Strafbefehl habe sich die Situation "dramatisch zugespitzt", sagte der Frankfurter Pfarrer Werner Otto, Sprecher des bischofskritischen "Hofheimer Kreises", dem epd. Tebartz-van Elst habe im Zusammenhang mit dem Bau seiner Residenz in Limburg und auch in Bezug auf seine Indienreise mehrfach die Unwahrheit gesagt. "Damit ist seine Glaubwürdigkeit völlig dahin", sagte der Frankfurter Stadtjugendpfarrer. Jetzt gehe es nur noch um Schadensbegrenzung.
Auch die Frankfurter Kirchenhistorikerin Barbara Wieland sprach von einer "sehr ernsten Lage" und einem "großen Vertrauensverlust". Sie riet allerdings dazu, die Prüfung des Hamburger Amtsgerichts abzuwarten. Noch sei kein Urteil gefallen. Wieland, die dem Präsidium der Limburger Diözesanversammlung und dem Diözesansynodalrat angehört, plädierte auch dafür, die Finanzprüfung durch die Sonderkommission der Deutschen Bischofskonferenz und den Papstgesandten Giovanni Lajolo abzuwarten.
Nach Wielands Worten hätte Tebartz-van Elst von Beginn an die Kosten für das Bauprojekt auf dem Limburger Domberg offenlegen müssen. Sie wandte sich allerdings dagegen, den Bischof allein für das Finanzdesaster verantwortlich zu machen. Verantwortlich seien alle mit dem Projekt und der Finanzierung befassten Personen, vor allem der 2009 eingesetzte Vermögensverwaltungsrat.
In der "Bild"-Zeitung (Donnerstagsausgabe) sagte Bischof Tebartz-van Elst weiter: "Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche." Bei den jetzt bekanntgewordenen Kosten von 31,5 Millionen Euro für seinen Bischofssitz "erschrickt man, das verstehe ich", erklärte der Bischof. "Aber dahinter stehen zehn einzelne Bauprojekte." Das Diözesanzentrum sei auf nachhaltige Weise gebaut, so dass es auch künftigen Generationen zur Verfügung stehe, fügte er hinzu. Auch berief er sich auf "Auflagen des Denkmalschutzes".