Taubblinde demonstrieren für mehr Rechte

Foto: dpa/Rainer Jensen
Taubblinde demonstrieren für mehr Rechte
Erstmals haben am Freitag in Berlin taubblinde Menschen für mehr Rechte demonstriert. Rund 400 Personen nahmen an der Aktion teil.

Während des Marsches hatten sich die Teilnehmer schwarze Luftballons ans Bein gebunden. Sie symbolisierten angekettete Eisenkugeln, um zu zeigen, dass Taubblindheit wie Isolationshaft wirkt, wenn die nötige Unterstützung fehlt. Zu der Demonstration hatten unter anderem die Bundesarbeitsgemeinschaft der Taubblinden und der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband sowie der deutsche Diakonie-Bundesverband der evangelischen Kirche und das Potsdamer Oberlinhaus aufgerufen. 

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Die Demonstranten, die von Betreuern begleitet wurden, gingen als "schweigende Menschenkette" vom Platz der Republik am Reichstag zum Potsdamer Platz. Dort sollten die Proteste mit einer "Insel der Isolation" enden, die von den Taubblinden dargestellt werden sollte.

Nach Schätzungen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) gibt es bundesweit 2.500 bis 6.000 taubblinde Menschen, die nicht angemessen mit Hilfsmitteln und Assistenzleistungen versorgt werden. 2007 sei deshalb erstmals gefordert worden, dass die Betroffenen ein spezielles Merkzeichen "Tbl" im Schwerbehindertenausweis erhalten. Damit könnten Taubblinde unter anderem bei Behörden schneller belegen, dass sie besondere Hilfsmittel und Assistenz benötigen, hieß es. Dies sei jedoch in der vergangenen Legislaturperiode des Bundestags nicht gelungen.

Ohne qualifizierte Hilfe keine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe

Das diakonische Oberlinhaus fördert bereits seit 1887 blinde Menschen ohne Gehör und gilt als Pionier der Taubblindenarbeit. Die Einrichtung kritisierte, trotz vieler Initiativen, Gespräche und politischer Bemühungen in den vergangenen zehn Jahren habe sich an der Situation der Betroffenen nichts geändert. Taubblinde Menschen hätten ohne qualifizierte Assistenz keine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe und eine selbstbestimmte Lebensführung. Diese Assistenz stehe jedoch meist nicht zur Verfügung. Unterstützung werde nur in wenigen Einzelfällen finanziert.