Der Psychologe Elmar Gräßel sieht in solchen Demenzdörfern Vorteile gegenüber herkömmlichen Einrichtungen. "Im Gegensatz zu einem klassischen Pflegeheim können die Demenzpatienten in kleineren Häusern und eigenen Wohnungen leben, die ihren früheren Lebensgewohnheiten viel eher entsprechen", sagte Gräßel, Psychologieprofessor am Erlanger Uniklinikum, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
###mehr-artikel###
In der niederländischen Modellsiedlung "De Hogeweyk" leben 150 Demenzkranke in einem Dorf, das sie nicht allein verlassen dürfen, in dem sie sich aber frei bewegen können. Dort gibt es neben Wohnhäusern und Grünflächen auch Läden, ein Theater und eine Arztpraxis. Ähnliche Siedlungen sind im rheinland-pfälzischen Alzey und in Hilden bei Düsseldorf in Planung.
Gräßel betonte, in Demenzdörfern könnten Alltagsaktivitäten besser geschult werden: "In De Hogeweyk gibt es zum Beispiel einen Supermarkt. Da können die Bewohner schon mal in kleineren Gruppen für die gemeinsamen Mahlzeiten einkaufen gehen." Das könne helfen, die kognitiven Leistungen der Menschen zu schulen. "Auch ihr Bewegungsbedürfnis können demente Menschen in einer eigenen, geschützten Siedlung besser ausleben", sagte der Psychologe. In einem Demenzdorf sei ein individuelleres Leben möglich als in einem Pflegeheim.
Unter Fachleuten ist das Konzept umstritten. Kritiker sind der Ansicht, ein Demenzdorf biete seinen Bewohnern eine Scheinwelt. Gräßel wies das zurück: "Ich muss nicht mit Täuschungen arbeiten, um Menschen mit Demenz alltagspraktische Situationen üben zu lassen." Ein weiterer Vorwurf lautet, solche Viertel würden Demenzkranke getthoisieren, statt sie in die Gesellschaft zu integrieren. Gräßel sagte dazu: "Wenn ein Demenzdorf so gestaltet ist, dass es den Bedürfnissen seiner Bewohner entspricht, ist es gelungen."
