TV-Tipp des Tages: "Helden"

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TV-Tipp des Tages: "Helden"
TV-Tipp des Tages: "Helden", 3. Oktober, 20.15 Uhr auf RTL
Ein Kernforschungszentrum versucht den Urknall zu simulieren und schafft dabei ein schwarzes Loch. Dieses versetzt ganz Europa in Chaos.

Dreamtool Entertainment gilt seit Jahren als erste Adresse für aufwändig hergestelltes Popcorn-Fernsehen. Mit "Helden" sorgt das Unternehmen, das für RTL neben diversen Abenteuerfilmen ("Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen") auch "Bermuda-Dreieck in der Nordsee" hergestellt hat, für ein außergewöhnliches Spektakel. Der Film setzt in jeder Hinsicht Maßstäbe, und das nicht nur wegen der außergewöhnlichen Geschichte, die auch ein Stoff für Roland Emmerich sein könnte: Als im Genfer Teilchenbeschleuniger der Urknall simuliert wird, entsteht ein Schwarzes Loch. Dessen ungeheure Masse führt dazu, dass sich die Gravitation der Erde erhöht. Eine frühere Mitarbeiterin (Christiane Paul) hatte dieses "Worst Case"-Szenario bereits durchgespielt und wurde daraufhin entlassen: Erst fallen Satelliten vom Himmel, dann zerstört ein elektromagnetischer Impuls jedwede Elektronik, so dass als nächstes Flugzeuge abstürzen, und schließlich geht ein Riss quer durch den Kontinent.

16 Stockwerke unter der Erde

Die entsprechenden Bilder gehören zum Atemberaubendsten, was je fürs deutsche Fernsehen gedreht worden ist, doch die Emotionen entstehen selbstredend durch die Anteilnahme mit dem Schicksal der diversen Protagonisten. Geschickt verteilt das Drehbuch von Derek Meister und Simon X. Rost (Regie führte Hansjörg Thurn) die Last auf verschiedenste Schultern: Im Forschungszentrum 16 Stockwerke tief unter der Erde kämpft eine Gruppe rund um den Leiter (Heikko Deutschmann) des "Colliders" ums Überleben. Es wirkt zwar etwas weit hergeholt, dass die Erzieherin (Yvonne Catterfeld) vom Betriebskindergarten ihre Schutzbefohlenen ausgerechnet zum Zeitpunkt des Experiments ins Herz der Anlage führt, aber aus diesem Grund gesellt sich zu den Wissenschaftlern auch eine Kindergruppe sowie eine Praktikantin (Emilia Schüle). Sie ist die Tochter von Architekt Marc (Hannes Jaenicke), der sich von Berlin aus umgehend nach Genf durchschlagen will, um sie zu retten. Wissenschaftlerin Sophie, die den Untergang des Kontinents vorhergesagt hat, ist im Auftrag des Bundeskanzlers (Heiner Lauterbach) auf dem gleichen Weg; außerdem ist sie Marcs Ex-Freundin. Ein junger Computer-Hacker (Jannis Niewöhner) soll ihnen helfen, das Experiment zu stoppen. Gelingt das nicht, wird ein Flugzeug der Nato eine Atombombe abwerfen, was die Macht des Schwarzen Lochs aber bloß noch vergrößern würde. Die Reise nach Genf wird somit für die ganze Erde ein Wettlauf mit der Zeit, und selbstredend stoßen Marc und Sophie auf immer wieder neue Hindernisse.

Ohnehin treibt das Drehbuch die einzelnen Handlungsstränge regelmäßig auf die Spitze: Kaum ist eine lebensgefährliche Situation bewältigt, wartet eine noch größere Herausforderung auf die Helden. Gemäß den Regeln des Genres sind die Momente der Erholung jedes Mal Anlauf für die nächste Tragödie, zumal viele Figuren auch noch Unglück im Unglück haben. Auch sonst hält sich das Werk bis hin zur angemessen wuchtigen Filmmusik (Johannes Vogel) sorgsam an die ungeschriebenen Gesetze des Katastrophenfilms.

Neben der verschwenderischen Besetzung sowie einem ausgefeilten und unbedingt preiswürdigen Produktionsdesign (Thomas Stammer) sorgt vor allem die überzeugende Bildbearbeitung dafür, dass "Helden" Maßstäbe setzt. Gleich vier Firmen (darunter Pixomondo) waren für die visuellen Effekte zuständig. Buchstäblich herausragend ist der Moment, als aufgrund der Kontinentalverschiebung mitten im beschaulichen Brandenburg ein Gebirge wächst. Anderswo zieht sich dafür ein riesiger Riss durchs Land. Nicht minder beeindruckend sind die Bilder vom zerstörten Köln. Zu den Höhepunkten des Films zählt zudem der Absturz eines Satelliten auf den Reichstag. Mitunter haben die Einschläge sogar humoristisches Potenzial, als beispielsweise eine Flugzeugturbine auf die Nobelkarosse eines arroganten Pärchens kracht. Außerdem basiert die gesamte Handlung auf einer grimmigen Ironie: Ausgerechnet die Simulation des Urknalls führt dazu, dass die Welt untergeht; der Mensch, resümiert der Kanzler am Ende, sollte Gott eben nicht ins Handwerk pfuschen.

Angesichts der gewaltigen Geschichte lassen sich verschiedene kleine Fehler verschmerzen. Unter anderem stranden Marc und Sophie auf dem Luftweg von Köln Richtung Schweiz in Gelsenkirchen. Dort warten Armin Rohde und Christine Neubauer, die dabei helfen, ihre kleine Welt zu retten. Etwas aufgesetzt wirkt auch ein Nebenstrang, in dem sich Christen und Moslems verbrüdern. Davon abgesehen bietet der Film trotz einer Länge von über 140 Minuten ausgesprochen kurzweilige Unterhaltung.