Dreißig Jahre dauerte der Krieg, von 1618 bis 1648. Er endete mit dem "Westfälischen Frieden" in den Rathäusern der benachbarten Städte Münster und Osnabrück. Seither schmücken sich die beiden Städte mit dem Titel "Friedensstadt".
Die Kriegsparteien mussten sich in drei großen Punkten einig werden, sie mussten das Verhältnis zwischen Kaiser und den Reichsständen neu bestimmen, das Verhältnis zwischen den einzelnen europäischen Mächten klären, und das Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken ordnen.
###mehr-artikel###Der Westfälische Frieden markiert das Ende der Konfessionskriege und steht für die Toleranz zwischen den Religionen. Und: Zum ersten Mal in der europäischen Geschichte wurde ein Krieg durch Dialog und gleichberechtigte Debatten gelöst. Zwar dauerten die Friedensverhandlungen fünf Jahre lang, doch am Ende stand eine Friedensordnung Europas zwischen gleichgestellten Parteien, die das moderne Völkerrecht bis heute prägt. Bereits einige Monate zuvor schlossen Spanien und die Niederlande einen Teilfrieden und besiegelten somit die Unabhängigkeit Hollands. Europa wurde neu geordnet – Münster und Osnabrück sind somit zwei Orte der europäischen Friedensgeschichte.
Münster greift seine friedenspolitische Tradition auf
Pfarrer Jens Dechow organisiert mit seinem Team den ZDF-Gottesdienst. Er sagt: "In einer 'Friedensstadt' Pfarrer zu sein, bedeutet für mich, dass wir hier ein offenes Klima haben und die Stimme der Kirche für Themen von Frieden und Versöhnung einbringen können". Was heißt das konkret? Dechow hebt hervor, dass das Engagement zivilgesellschaftlicher Organisationen – Friedensaktivisten, Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften und Gruppen im Bildungsbereich – hoch sei in Münster.
###mehr-links###Daneben verleiht die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe e.V. (WWL) den "Preis des Westfälischen Friedens" – eine international renommierte Auszeichnung. Seit 1998 verleiht die WWL diesen Preis alle zwei Jahre an Prominente, die sich für Frieden und Dialog im Hinblick auf ein föderales Europa einsetzen sowie Jugendliche, die sich für diese Ziele verstärkt engagieren. 2012 ging der Preis an den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt und an die Organisation "Children for a better World". Auch Dirigent Daniel Barenboim und sein West-Eastern Divan Orchestra, Helmut Kohl, Vaclav Havel und Kofi Anan zählen zu den Preisträgern.
Frieden ist keine Illusion
Außerdem organisiert die Stadt Münster seit 2008 rund um den 24. Oktober – dem offiziellen Datum des Westfälischen Friedens – die "Dialoge zum Frieden": Diskussionsrunden, Podiumsgespräche, kulturelle Veranstaltungen. Und: Seit kurzem gibt es den "Beirat Frieden", ein von der Stadt berufenes Gremium, um das Friedensprofil Münsters zu stärken.
Daneben gibt es das "Münsteraner Friedensmahl": Gemeinsam laden Friedensgruppen, der Integrationsrat der Stadt Münster sowie die evangelische und die katholische Kirche ein, um mit Menschen verschiedener Interessensgruppen – unterschiedlicher sozialer, kultureller und religiöser Herkunft – an einem Tisch zu sitzen. Frieden in Gerechtigkeit sei nur dann möglich, so die Organisatoren, wenn Menschen sich in die Augen sehen und den Dialog nicht verlassen.
Am Sonntag findet der ZDF-Gottesdienst im Münsteraner Rathaus, in der Bürgerhalle vor dem Historischen Friedenssaal, statt. im Friedenssaal – der ehemaligen Ratskammer – erinnern Porträts der Gesandten an die Verhandlungen von 1648. "Frieden hat immer eine Adresse" lautet das Motto des Gottesdienstes. Was es damit auf sich hat? Dieser Satz ist als Appell an all jene gedacht, die sich in einem scheinbar ausweglosen Streit befinden. In solchen Momenten verweist Pfarrer Dechow auf den Friedenssaal: "Selbst Konfliktgegner, die sich dreißig Jahre lang bis auf's Blut bekriegt haben, ist es gelungen, hier und in Osnabrück durch Diplomatie zu einem Friedensschluss zu gelangen", sagt er. Man müsse sich nur umschauen, es gebe viele Adressen wie das Münsteraner Rathaus, wo Friedensprojekte Realität geworden sind. "Wir dürfen uns nicht hinter einem 'es geht nicht' verstecken", fordert Dechow. Dass der ZDF-Gottesdienst hier stattfindet, sieht er als Möglichkeit, die Botschaft des Friedenssaals in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen, "und natürlich die Gelegenheit, die Schönheit unseres kulturellen Erbes zu präsentieren."