"Ich wünsche mir, dass die Völkergemeinschaft sich zusammenrauft" und auf die "Grausamkeit eines Gasangriffs" angemessen reagiert, sagte Gauck dem Deutschlandradio Kultur in einem Interview, das am Freitag ausgestrahlt wurde. Bei einem Militärschlag indes müsse man wissen, mit welchen Mitteln und welchem Ziel dieser erfolgen soll. Auch sei die Frage zu stellen, auf welche politischen Kräfte man danach in Syrien setzt.
Für die zurückhaltende Politik der Bundesregierung äußerte Gauck Verständnis. Gleichwohl habe Deutschland erheblichen Einfluss. "Mir geht es darum, dass wir als die wirtschaftlich stärkste Nation in Europa mit einem erheblichen politischen Gewicht nicht so tun, als wären wir außerhalb von Gestaltungsmöglichkeiten, sondern immer nur abwarten und reagieren", sagte der Bundespräsident. Es könne passieren, dass Deutschland Wünsche äußern müsse oder Solidarität zeigen müsse über die eigenen nationalen Interessen hinaus.
"Ich habe seit längerem das Gefühl, dass unsere Nation dabei ist, ein Selbstverständnis zu entwickeln, wie es andere erwachsene Völker auch haben", sagte Gauck: "Das heißt, dass man sich nicht scheut, in einem Maße, wie wir es in den letzten Jahren auch getan haben, über die Nation hinaus Verantwortung zu übernehmen."