"Ein Militärschlag ist keine Lösung", erklärten die syrisch-orthodoxen Erzbischöfe für Deutschland, Philoxenus Mattias Nayis und Julius Hanna Aydin, in Warburg nach einer gemeinsamen Sitzung. Zudem seien die Folgen eines Angriffs nicht absehbar. Jede bewaffnete Intervention sollte danach beurteilt werden, inwieweit sie dem Schutz der syrischen Zivilbevölkerung vor weiteren Gewalttaten dient.
###mehr-artikel###Der leitende Bischof der Evangelischen Lutherischen Kirche in Amerika, Mark Hanson, befürchtet, dass eine militärische Intervention das Leiden syrischer Zivilisten verlängern wird. In einem Brief an US-Präsident Barack Obama forderte Hanson, die diplomatischen Bemühungen zur Lösung des Konfliktes zu intensivieren. Der Nationale Kirchenrat, der größte ökumenische Verband des Landes, äußerte sich ebenfalls "zutiefst skeptisch" über die Wirksamkeit einer möglichen Intervention.
Auch von katholischer Seite in den USA kamen Vorbehalte. Der Konflikt in Syrien könne nur durch Verhandlungen und Dialog gelöst werden, unterstrich der Vorsitzende des Friedenskomitees im Verband der römisch-katholischen Bischöfe, Richard Pates. Gegen einen Militäreinsatz sprachen sich zudem Vertreter der Presbyterianer, Methodisten und Baptisten aus.
Kein "gerechter Krieg"
Nach den Worten des Theologen Russell Moore würde ein Angriff nicht alle Kriterien eines "gerechten Krieges" erfüllen. Obamas Anliegen sei zwar gerecht angesichts der Tyrannei des syrischen Regimes. Doch die Regierung habe keine "unmittelbar drohende Gefahr" für die USA nachgewiesen, sagte Moore, der die "Kommission für Ethik und Freiheit" im konservativen Südlichen Baptistenverband leitet. Ob ein Militärschlag die Situation der Menschen in Syrien verbessern werde, sei unklar.
Während die Kirchen zur Vorsicht mahnen, wächst im politischen Washington die Zustimmung zu der von Obama geplanten militärischen Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgaseinsatz des Assad-Regimes. Am Dienstag sprach sich der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, der Republikaner John Boehner, für einen Angriff aus.
US-Bevölkerung mehrheitlich gegen Eingreifen
Die Bevölkerung indes ist skeptisch. Bei einer Umfrage des Pew Research Center befürworteten nur 29 Prozent einen Militärschlag. 48 Prozent sprachen sich dagegen aus, 23 Prozent sind unentschlossen. Befragt wurden 1.000 US-Bürger zwischen dem 29. August und dem 1. September.
Die syrisch-orthodoxen Erzbischöfe in Deutschland äußerten sich auch besorgt über die erneute Gewalt gegen Christen in Syrien. Die internationale Gemeinschaft müsse sich für einen angemessenen Schutz der christlichen Minderheit stark machen. Die Christen seien ein bevorzugtes Ziel islamistischer Rebellen. In den vergangenen Wochen seien ganze christliche Dörfer von Rebellengruppen angegriffen worden. Die Bischöfe appellierten an die Bundesregierung, sich dringend für eine diplomatische Zusammenarbeit aller Staaten mit dem Ziel einzusetzen, den Krieg in Syrien zum Wohl der Bevölkerung zu beenden.
100.000 syrisch-orthodoxe Christen in Deutschland
Die syrisch-orthodoxe Kirche, in der bis heute Aramäisch - die Sprache Jesu - gesprochen wird, zählt zu den ältesten Kirchen weltweit. Kirchenoberhaupt ist Mor Ignatius Zakka I. Iwas. In Deutschland zählt die Kirche nach eigenen Angaben schätzungsweise 100.000 Gläubige in rund 60 Gemeinden. Geleitet wird das Patriarchalvikariat in Deutschland seit Dezember 2012 von Erzbischof Mor Philoxenus Mattias Nayis, der seinen Sitz im Kloster St. Jakob von Sarug in Warburg hat.