"Die Situation ist sehr schwer einzuschätzen", sagte Heinke Veit, Expertin des EU-Regionalbüros für humanitäre Hilfe im jordanischen Amman, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in einem Telefongespräch. Die irakischen Behörden gingen beispielsweise davon aus, dass sich die Zahl der syrischen Flüchtlinge in ihrem Land bis Jahresende nahezu verdoppeln könnte.
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Im Moment halten sich 200.000 Syrer im Irak auf, diese Zahl könnte bis Ende 2013 laut pessimistischen Szenarien auf 350.000 steigen. Veit zufolge handelt es sich bei diesen Flüchtlingen in vielen Fällen um Bewohner größerer Städte wie Aleppo und Damaskus, die sich zunächst in den kurdischen Teil Syriens nahe der irakischen Grenze geflüchtet hatten. Die dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen dort zwinge die Menschen zur Weiterreise, sagte Veit, die den Irak kürzlich besuchte.
Die Menschen klagten über Wassermangel, Stromausfälle und enorm hohe Lebensmittelpreise in Syrien, berichtete Veit. Indessen seien die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zunehmend frustriert, weil sie die Bedürftigen in dem Krisenland nicht erreichen könnten. "Die Versorgung ist weniger eine Frage des Geldes als des Zugangs. Kontinuität sicherzustellen ist sehr schwer. Die Kämpfe sind nicht statisch, es gibt sehr viele Straßensperren unterschiedlicher Parteien."
Gleichzeitig seien auch die Helfer selbst in großer Gefahr, sagte Veit. Seit Ausbruch des Konfliktes sind laut EU-Kommission 20 Mitarbeiter des syrischen Roten Halbmondes und elf UN-Mitarbeiter ums Leben gekommen. Zahlreiche Helfer wurden verletzt.
Innerhalb Syriens sind laut den Vereinten Nationen 4,25 Millionen Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Zwei Millionen Syrer haben sich im Ausland in Sicherheit gebracht. Im Libanon halten sich mehr als 700.000 Flüchtlinge auf, in Jordanien mehr als 500.000.