Dessen Art alle Menschen in seinen Reden und Predigten einzubeziehen, die eigene Persönlichkeit einzubringen und zugleich als Pfarrer und Politiker zu wirken, habe sie immer beeindruckt und inspiriert, sagte die evangelische Theologin und Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017 am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur.
###mehr-artikel###Vor 50 Jahren, am 28. August 1963, hielt der schwarze US-Bürgerrechtler Martin Luther King seine Rede "Ich habe einen Traum" am Lincoln Memorial in Washington. Darin warb er angesichts der Rassenkonflikte in den USA für Gleichheit und Versöhnung. Käßmann sagte, sie habe während eines USA-Aufenthaltes 1974 begonnen, sich für King zu interessieren, nachdem sie dort selbst Rassismus erlebt habe.
"Mich hat fasziniert, dass der Mensch so fromm und so politisch gleichzeitig sein kann", sagte die Theologin. Käßmann betonte, King habe immer zum Gewaltverzicht aufgerufen. Darin sehe sie Parallelen zu den Montagsdemonstrationen in der DDR. In Leipzig, Dresden und Ostberlin sei 1989 der Ruf "keine Gewalt" von den Kirchen ausgegangen.
Obama-Rede als "Balanceakt"
Die ehemalige Bischöfin wertete es als "Balanceakt", dass Präsident Barack Obama am 50. Jahrestag am selben Ort wie 1963 Martin Luther King eine Rede halten wird. Auch wenn mit dem Einzug des schwarzen Präsidenten ins Weiße Haus ein Traum wahr geworden sei, habe sich Obama bisher nicht als Friedensheld erwiesen. "Guantánamo ist immer noch nicht geschlossen", sagte Käßmann.
In ihren Predigten sei sie wie der Bürgerrechtler bestrebt, dass sich ein "Wir-Gefühl" einstelle, sagte die Theologin. "Ich weiß, mir wird das manchmal sogar vorgeworfen, weil es einen Abstand geben soll zwischen Text und Redner oder Rednerin." Nach ihrem Eindruck seien dies eher die langweiligeren Reden. Auch eine politische Rede packe sie viel eher, wenn sie das Gefühl habe, der Redner stehe mit dem ganzen Leben und persönlichen Erfahrung dahinter.