"Ich kann mir vorstellen, dass die theologische Klärung, was Ehe ist, noch einmal gründlicher vorgenommen wird. Das können wir besser, als es in der Orientierungshilfe gelungen ist", sagte Bohl, der auch stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender ist, der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch). Anliegen des Papiers sei es gewesen, den Wandel der Familienformen zu würdigen.
###mehr-artikel###In der im Juni vorgestellten Orientierungshilfe "Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken" fordert der Rat der EKD, alle Familienformen zu stärken, und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Protestanten wie auch Katholiken kritisieren den Text, weil er in ihren Augen die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau entwertet und die Ökumene schwer belastet.
In dem Interview äußerte Bohl Verständnis für Kritik an dem EKD-Text. "Ich räume selbstkritisch ein, dass die unverändert große Bedeutung der Ehe in dem Papier zu kurz kommt." Die Ehe zeichne sich dadurch aus, dass Paare dauerhaft und verlässlich zusammenblieben, "in guten wie in schlechten Tagen, mit dem unbedingten Vertrauen und liebevoll auch in Krisen". Daran orientierten sich auch viele Paare, die nicht kirchlich heiraten, ergänzte der Theologe.
"Bedeutung der Ehe muss sichtbar sein"
Die Bedeutung der Ehe, die das Leitbild für das Zusammenleben von Frau und Mann sei, werde nicht kleingeredet, sie müsse in dem EKD-Papier nur noch deutlich sichtbar werden, sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende. Darüber werde das EKD-Leitungsgremium bei seinem Treffen in der nächsten Woche beraten. Nachvollziehbar ist für Bohl auch die Verärgerung auf katholischer Seite. "Ich gebe aber fest davon aus, dass deshalb kein Riss durch die Ökumene geht", sagte der Bischof.
Bohl ging auch auf Distanz zu der kirchlichen Trauung und Beurkundung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, wie sie in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau möglich ist. "Ich möchte Hessen nicht kommentieren, aber in Sachsen steht so etwas nicht an." Im Unterschied zu anderen Landeskirchen sei in der sächsischen Landeskirche auch keine Segnung gleichgeschlechtlicher Lebenspartner möglich.
Unterschiedliche Regelungen
In den 20 evangelischen Landeskirchen gibt es unterschiedliche Regelungen zur Segnung homosexueller Partnerschaften. Während in einigen Landeskirchen eigene Segnungsgottesdienste üblich sind, ist andernorts nur eine seelsorgerliche Begleitung des Paares mit Segnung vorgesehen.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau gilt bundesweit als besonders liberal gegenüber der Homo-Ehe. Seit einer Synodenentscheidung vom Juni 2013 ist die Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares der kirchlichen Trauung weitgehend gleichgestellt. Wie die Heirat von Mann und Frau wird sie in das Kirchenbuch eingetragen.