In der Bundeshauptstadt gebe es bereits No-Go-Areas für öffentlich erkennbare Juden. Das seien zum Beispiel Teile von Wedding und Neukölln mit einem hohen Anteil von arabischen und türkischen Migranten, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
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In der türkisch-arabischen Community gingen Beobachter von einem doppelt so hohen Anteil an Judenfeindlichkeit aus wie in der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Zudem kämen aus dem islamistischen Umfeld "sehr starke Einflüsse gerade auch auf die entwurzelten jungen Leute, so dass da für uns eine problematische und teilweise auch sehr gefährliche Lage entstanden ist", sagte der Rabbiner: "Was mir im August vergangenen Jahres passiert ist, ist daher kein Zufall, sondern ein Ausdruck all dieser Entwicklungen."
Alter war am 28. August 2012 im bürgerlichen Berliner Stadtteil Friedenau vor den Augen seiner kleinen Tochter am helllichten Tag von mutmaßlich arabischstämmigen Jugendlichen krankenhausreif geschlagen worden. Der brutale antisemitische Überfall löste international Entsetzen aus. Von den Tätern fehlt noch immer jede Spur.
"Der notwendige Kampf gegen Antisemitismus in dem Teil der Gesellschaft mit Migrationshintergrund sollte uns aber nicht von dem rechtsradikalen und aus der Mitte der deutschen Gesellschaft stammenden Antisemitismus ablenken", unterstrich der Rabbiner. Auch dort sei Judenfeindlichkeit in größerem Umfang existent, als es die offiziellen Statistiken aufzeigen. Demnach sind 20 Prozent der Deutschen latent antisemitisch, weitere 15 Prozent treten offen judenfeindlich auf.
Der antijüdische Hass, der in Mails und Zuschriften zum Ausdruck gebracht werde, werde immer weniger verschleiert. "Antisemitismus zieht sich wirklich durch die gesamte deutsche Gesellschaft, sowohl durch gebildete, intellektuelle Kreise als auch durch den Rand der Gesellschaft", sagte der Rabbiner.