Weltgemeinschaft fordert Untersuchung von Giftgasvorwürfen in Syrien

Weltgemeinschaft fordert Untersuchung von Giftgasvorwürfen in Syrien
Nach Berichten über einen mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz syrischer Regierungstruppen mit Hunderten Toten herrscht Alarmzustand: Der Weltsicherheitsrat verlangt schnelle Aufklärung, Außenminister Westerwelle fordert Zugang für UN-Inspekteure.

Nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien dringt die internationale Gemeinschaft auf umgehende Aufklärung. Die Regierung in Damaskus müsse den Vereinten Nationen die Erlaubnis geben, die Vorwürfe zu prüfen, forderte die Präsidentin des Weltsicherheitsrates, Maria Cristina Perceval, nach einer Dringlichkeitssitzung am Mittwoch (Ortszeit) in New York. Bei einem Militäreinsatz nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus sollen am Mittwoch bis zu 1.300 Menschen getötet worden sein. Regierungsgegner werfen dem Regime vor, Chemiewaffen eingesetzt zu haben. Die Regierung wies dies zurück.

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Die Anschuldigungen seien falsch, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Donnerstag nach Berichten der amtlichen Nachrichtenagentur SANA. Syrien habe wiederholt erklärt, dass es keine Massenvernichtungswaffen gegen die eigene Bevölkerung einsetzen werde. Die Vorwürfe seien ein Versuch von "Terroristen" und deren Unterstützerländern, die internationalen Inspekteure davon abzuhalten, den möglichen Einsatz von Massenvernichtungswaffen in Syrien zu untersuchen. Rebellen und Regierung werfen sich gegenseitig vor, in dem mehr als zwei Jahre dauernden Bürgerkrieg die international geächteten Chemiewaffen zu verwenden.

Eine Gruppe von UN-Chemiewaffen-Inspekteuren war am Sonntag in Syrien eingetroffen, um den Vorwürfen nachzugehen. Sie sollen zwei Wochen bleiben, haben aber lediglich die Autorisierung, den möglichen Einsatz von Giftgas in drei Orten zu untersuchen. Syriens Regierung muss allen Inspektionen zustimmen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Assad-Regierung unmittelbar nach den jüngsten Vorwürfen aufgefordert, den vor Ort befindlichen UN-Chemiewaffen-Inspekteuren auch eine Untersuchung dieser Vorkommnisse zu erlauben.

Westerwelle nennt Berichte "ungeheuerlich"

Auch Außenminister Guido Westerwelle forderte eine umfassende Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs. Die Chemiewaffenexperten der Vereinten Nationen sollten umgehend Zugang erhalten, ihr Mandat solle entsprechend erweitert werden, sagte er am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Ahmet Davutoglu. Die Berichte über eine Giftgasattacke seien "schwerwiegend, und sollten sie sich bestätigen, ungeheuerlich", sagte der FDP-Politiker.

Der Nachweis von Giftgaseinsätzen ist nach Expertenansicht gut zu führen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. "Im Endeffekt bräuchte man nur eine Blutprobe", sagte der Leiter der Forensischen Toxikologie der Universität Frankfurt, Stefan Tönnes, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Zeitfenster für ausländische Inspektoren könnte sich allerdings schnell schließen. Blut oder Gewebeproben der Lunge oder des Gehirns müssten relativ schnell untersucht werden. Vielversprechend könnte aber auch die Suche nach Spuren in den Haaren sein, wo die Substanzen möglicherweise in unzersetzter Form nachweisbar seien.

Aktivisten bekräftigten am Donnerstag, nicht nur die Opferzahlen, sondern auch die Art der Verletzungen wiesen auf einen Giftgasangriff hin. Es bestehe Gewissheit darüber, "dass Hunderte Menschen, darunter viele Kinder, innerhalb weniger Stunden ohne Hinweise auf Kampfhandlungen gestorben sind", erklärte die Organisation "Adopt a Revolution".