"Es wird keine Lutherfeiern geben, sondern ein internationales Reformationsjubiläum mit ökumenischem Akzent soll gefeiert werden", sagte die evangelische Reformationsbotschafterin der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" (Dienstagsausgabe).
Käßmann wies darauf hin, dass Luther auch für die "Schatten der Reformation" stehe: Sein Antijudaismus sei "ein schweres Erbe, das die Kirche, die sich nach ihm benannt hat, auf fatale Irrwege führte bis hin zum Versagen in der Zeit des Nationalsozialismus". Darüber werde aber offen diskutiert und nichts beschönigt.
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Als die drei wichtigsten Leistungen Luthers für Kirche und Gesellschaft bezeichnete Käßmann seinen Bezug auf die Freiheit jedes Menschen in Glaubens- und Gewissensfragen, den Rückbezug auf die Bibel als Orientierungspunkt für den Glauben und den Verweis auf Jesus Christus als das Zentrum des christlichen Glaubens.
Gute Gründe sieht Käßmann dafür, den Reformationstag 2017 zu einem einmaligen gesetzlichen Feiertag zu machen. Die Reformation habe nicht nur für die Kirche große Bedeutung, sondern auch für Kultur, Staat und Politik, betonte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Insofern ist ein Feiertag durchaus angemessen." Am wichtigsten sei ihr aber, "dass die Menschen im Land wissen, was da gefeiert wird".
Der Reformationstag am 31. Oktober erinnert an den Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an der Wittenberger Schlosskirche im Jahr 1517. Dieses Ereignis gilt als der Beginn der reformatorischen Umwälzungen in Europa.