Zwar gibt es nach Angaben des Kultusministeriums kein generelles Kopftuchverbot. Im Schulgesetz sei allerdings formuliert, dass Lehrerinnen das Kopftuch ausschließlich während des islamischen Religionsunterrichts tragen dürften. Derzeit führe die Landesregierung jedoch intensive Gespräche mit den muslimischen Verbänden über einen Staatsvertrag, sagte Ministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) dem epd. Dabei solle auch eine neue Kopftuch-Regelung Thema sein.
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Kopftuch-Verbote für Lehrerinnen bestehen auch in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hessen, Saarland und Thüringen. Damit reagierten die Länder auf das Kopftuch-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von 2003. Ein Verbot für Lehrkräfte, in Schule und Unterricht ein muslimisches Kopftuch zu tragen, setze eine gesetzliche Regelung des jeweiligen Bundeslandes voraus, entscheiden die Richter.
Annett Abdelrahman kritisiert die bisherige Regelung als "total unrealistisch". Auf dem Weg zum Klassenraum, auf dem Schulhof oder im Lehrerzimmer müssten die Lehrerinnen danach das Kopftuch ablegen. Auch ihr Zweitfach dürften sie nur ohne Kopftuch unterrichten: "Da wird doch die persönliche Motivation gänzlich missachtet." Auch das vom Bundesverfassungsgericht vorgegebene Neutralitätsgebot könne das Verbot nicht rechtfertigen: "Neutralität bedeutet, dass ich alles zulasse, das Kreuz an der Halskette ebenso wie das Kopftuch oder die jüdische Kippa."
Bisherige Regelung ist "total unrealistisch"
Abdelrahman, die auch Mitglied im islamischen Verband Schura ist, trägt selbst ein Kopftuch. Sie konnte wegen des Verbots jahrelang nur deshalb als Lehrerin arbeiten, weil sie etwa als Förderlehrerin bei Verbänden wie der Arbeiterwohlfahrt angestellt war. Jetzt unterrichtet sie an der privaten katholischen Drei-Religionen-Grundschule in Osnabrück. Dort sei das Kopftuch bei Schülern, Eltern und Lehrern kein Problem, sagte sie. Das Tragen des Kopftuches sei immer eine freie Entscheidung der Frau, betonte die Lehrerin.
Das Land benötige noch rund 200 islamische Religionslehrer, damit das Fach flächendeckend angeboten werden könne, betonte Rauf Ceylan vom Institut für Islamische Theologie der Uni Osnabrück. Frauen, die aus Überzeugung ein Kopftuch tragen wollten, schrieben sich jedoch gar nicht erst für den Studiengang islamische Religion ein. Somit seien nicht alle Studienplätze in Osnabrück besetzt.
Auch Ceylan appellierte an die Landesregierung, das Verbot aufzuheben. Er setze auf das Engagement der Integrationsbeauftragten der Landesregierung, Doris Schröder-Köpf. Die hatte zur Kopftuchfrage gesagt: "Es ist immer wichtiger, was im Kopf drin ist, als das, was drauf ist."