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Der langjährige Koordinator des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises, Claus Laabs (Nürnberg), hält wenig von der neuen ZDFneo-Serie "Auf der Flucht - das Experiment". Der Medienpädagoge sah am späten Donnerstagabend die erste Folge, bei der sechs Prominente die gefährliche Reise von Flüchtlingen aus Afrika oder dem Nahen Osten in umgekehrter Richtung nacherleben. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) äußerte sich Laabs danach kritisch: "Die spielen höchstens Abenteuer. Das ist nicht im Ansatz so, wie es Flüchtlingen in ihrer Verzweiflung und Todesangst ergeht." Die vierteilige Serie bleibe "bei der plakativen Betroffenheit stehen".
Eine aus drei Personen bestehende Gruppe wird von Deutschland aus über Rom und die Insel Lampedusa nach Äthiopien und Eritrea geschickt. Eine weitere Gruppe mit ebenfalls drei Teilnehmern reist der Route von Nahost-Flüchtlingen über Griechenland, die Türkei in den Irak nach. Die Freiwilligen, unter ihnen Model Mirja du Mont und der frühere Neonazi Kevin Müller, besuchen in der ersten Folge Asylsuchende in Aufnahmelagern und Unterkünften in Deutschland. In den weiteren Folgen werden die Teilnehmer in Athen und Rom sein und mit einem Schlepperboot fahren.
Laabs, der bei der Evangelischen Medienzentrale Bayern in Nürnberg als Medienpädagoge arbeitet, kritisierte, dass die Serie sich mit den betroffenen Flüchtlingen selbst nur "ganz oberflächlich" auseinandersetzt. "Die Leute, die es wirklich betrifft, kommen kaum vor."
Für das Thema Flüchtlinge sensibilisieren
"Alle Preisträger des Menschenrechts-Filmpreises sagen mir, dass man in solchen Filmen Vorbilder braucht und Menschen begegnen muss", sagte Laabs. Die Problematik des Flüchtlingsstroms sei seit langem bekannt. Der Film müsste daher auch den Übergang zu der Frage zeigen, "was wir tun können, um zu helfen". Zweifelhaft ist für Laabs auch der pädagogische Wert der Sendung. "Was mache ich denn mit der Betroffenheit der Leute nach der Sendung? Sollen die dann einfach zum 'Kochduell' umschalten?"
Es gebe so viele hervorragende Filme über die Flüchtlings-Thematik, die aber meist nach 23 Uhr ausgestrahlt würden, kritisierte Laabs. Diese guten Arbeiten dürften nicht in eine Nische gedrängt werden. Die ZDF-Senderfamilie habe sich mit dem Flucht-Experiment für ein "Sensationsformat" entschieden.
Der Digitalkanal ZDFneo zeigt die vierteilige Dokumentation jeweils Donnerstags um 22.15 Uhr. Beim ZDF werden am 3. und 4. September zwei 45-minütige Zusammenschnitte der Sendung gezeigt. Nach Angaben des ZDF soll mit der Sendung eine Diskussion angestoßen werden. Der Sender will damit für das Thema Flüchtlinge sensibilisieren.