Staatlich beauftragte Ombudspersonen könnten den oft schwer traumatisierten Menschen wichtige Beratung geben, sagte Jatzko in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Psychotherapeutin und ihr Ehemann, der Mediziner Hartmut Jatzko, zählen zu den Gründern einer Nachsorgegruppe für die Opfer der Flugtagkatastrophe von Ramstein vom 28. August 1988.
Bei dem Unglück auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein kamen mehr als 70 Menschen ums Leben, als nach der Kollision dreier Jets einer italienischen Kunstflugstaffel eine Maschine in die Menge stürzte und explodierte. Mehr als 1.000 der geschätzten rund 350.000 Besucher wurden verletzt, 450 von ihnen schwer.
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Nach großen Katastrophen wie in Ramstein, dem ICE-Unglück von Eschede (1998) oder dem Tsunami-Unglück in Thailand (2004) würden viele Opfer sowie Angehörige von Getöteten oder Verletzten mit ihren Problemen allein gelassen, kritisierte Jatzko. Die Unterstützung durch die Behörden sei unzureichend. In ihrem persönlichen Umfeld stießen die Betroffenen zudem oft auf Unverständnis. Bis heute bietet Jatzko den Opfern der Ramstein-Katastrophe ehrenamtlich psychotherapeutische Hilfe an. Zudem ist sie Ombudsfrau für die Opfer des Loveparade-Unglücks von Duisburg.
Auch viele Jahre nach einer Katastrophe seien Ombudspersonen wichtig, die nicht nur Ansprechpartner bei seelischen Nöten sein könnten, sagte Jatzko. Vor allem könnten sie Kontakte vermitteln, etwa zu therapeutischen Einrichtungen. Den Betroffenen könnten sie beim Umgang mit staatlichen Stellen wie Sozial- und Rentenämtern beistehen. Oftmals wüssten die Betroffenen nicht, welche Entschädigungsansprüche sie nach körperlichen oder seelischen Verletzungen geltend machen könnten oder auf welche Unterstützungsleistungen sie Anspruch hätten.
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Wichtig sei auch die Stärkung von Nachsorgegruppen wie die der Ramstein-Opfer, die sich noch immer regelmäßig trifft, sagte Jatzko. Für die Überlebenden einer Katastrophe und die Angehörigen sei es wichtig, über ihre traumatischen Erfahrungen zu sprechen und sich gegenseitig zu stützen. Ein Trauma sei zwar unheilbar. Doch könnten viele Betroffene in der "Schicksalsgemeinschaft" einer Nachsorgegruppe neue Kraft zum Weiterleben gewinnen.