Nach einem rückläufigen Trend steige die Zahl der Obdachlosen seit 2008 wieder drastisch an, sagte der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Thomas Specht, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Wohnungsmärkte sehr, sehr knapp sind", sagte er.
Im Jahr 2010 waren nach Schätzung seines Verbands rund 250.000 Menschen in Deutschland obdachlos. Die Schätzung für das aktuelle Jahr will Specht an diesem Donnerstag in Berlin vorstellen.
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Der Experte sagte, es gebe kein ausreichendes Angebot an preiswerten Wohnungen mehr, insbesondere für Alleinstehende. Die Betroffenen hätten meist ein geringes Einkommen. Das im Armuts- und Reichtumsbericht nachgewiesene weitere Auseinanderdriften der oberen und unteren Einkommen verschlimmere das Problem.
"Teilweise müssen Menschen in niedrigen Einkommensgruppen 60 Prozent des Montaseinkommens für die Miete ausgeben", sagte Specht. Um ein menschenwürdiges Leben führen zu können, zu dem auch Ausgaben in anderen Bereichen wie Gesundheit und Freizeit gehörten, dürfe die Quote nicht über 30 Prozent liegen, betonte er. Geringverdiener hätten bereits beim Verband nach Tipps für Camping-Plätze nachgefragt. "So weit ist es gekommen", mahnte Specht.
Der Verbands-Geschäftsführer forderte, mehr soziale Wohnungsbaupolitik zu betreiben. "Seit 10 Jahren liegt die in einem Dornröschentiefschlaf", sagte er. Weitere Maßnahmen könnten die Pauschalierung der Kosten der Unterkunft im Sozialgesetzbuch und Obergrenzen für Mietkosten sein. Specht begrüßte Überlegungen der Parteien, eine Mietpreisbremse einzuführen. "Wir fordern eine Mietpreisbremse von zehn Prozent sowohl bei Neu- als auch bei Wiedervermietungsmieten", sagte er.