Kirchen seien Ankerpunkte, und in einer sich rasch verändernden Welt brauche es alte, ehrwürdige Sakralgebäude, sagte Claussen in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ&Welt". Der Nikolai-Hauptpastor ist Präsident des Evangelischen Kirchbautages, ein Zusammenschluss von Architekten, Theologen, Künstlern und anderen Personen, die sich mit dem Thema Kirchenbau befassen.
###mehr-artikel###
Auch wenn im Protestantismus oft gesagt werde, zum Glauben brauche es keine Kirchengebäude, so hänge der Glaube sein Herz auch an Dinge und Orte. Dazu gehören Claussen zufolge in erster Linie Kirchgebäude: "Und es macht uns zu schaffen, wenn wir uns von Gebäuden trennen müssen." Die Sorge, dass alte Kirchen für einen "musealen Glauben" stünden, teilt der Propst nicht: "Wir brauchen uns unserer Kirchen nicht zu schämen."
"Die Entchristlichung von Nationen hängt mit dem Verlust an Kirchengebäuden zusammen"
Die Aufgabe von Kirchengebäuden gehe mit einem Verlust an christlicher Präsenz in der Gesellschaft einher, sagte der Propst mit Hinweis auf Erfahrungen in den Niederlanden und Großbritannien. "Die Entchristlichung von Nationen hängt mit dem Verlust an Kirchengebäuden zusammen", ergänzte der Theologe.
Zugleich wertete Claussen es positiv, dass es in Ostdeutschland viele Initiativen gebe, um vom Verfall bedrohte Dorfkirchen wieder instand zu setzen. Wenn es dann in den Kirchen Konzerte und Lesungen gebe, sei dies eine sinnvolle Öffnung. "Man muss sehen, was passt und was nicht", sagte der Kirchbautag-Präsident. Eine Mitnutzung einer Kirche durch Muslime hält Claussen nicht für einen tauglichen Weg. Von muslimischen Gesprächspartnern sei zu hören, dass sie keine Kirchen übernehmen, sondern eigene Moscheen bauen wollten.