"Die Bundesregierung verhält sich viel zu defensiv", sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Christine Langenfeld, am Mittwoch in Berlin. Es fehle ein modernes Zuwanderungsmarketing. Erleichterungen wie die Blue Card seien im Ausland zu wenig bekannt gemacht worden. "Die Regelungen gehören ins Schaufenster und nicht unter den Ladentisch", forderte Langenfeld.
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Auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) betonte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe), dass die Regelungen bekannt gemacht werden müssen. "Wir haben das System der Zuwanderung für Hochqualifizierte grundlegend verbessert", sagte er der Zeitung. "Wichtig ist jetzt, dass dieses Signal auch ankommt", ergänzte der Minister. Er sagte, in vielen Bereichen sei bereits heute ein Fachkräftemangel spürbar. Experten seien sich einig, dass ohne eine Fachkräftezuwanderung die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland gebremst wäre, so Friedrich.
Einwanderer müssen mindestens 35.000 Euro im Jahr verdienen
Vor einem Jahr, am 1. August 2012, wurde die Blue Card eingeführt, um dem befürchteten Fachkräftemangel zu begegnen. Damit bekommen hoch qualifizierte Ausländer aus Staaten außerhalb der EU in Deutschland einen Aufenthaltstitel, wenn sie mindestens 44.800 Euro im Jahr verdienen. In Mangelberufen muss ein Jahresverdienst von knapp 35.000 Euro nachgewiesen werden. Davor lag die Grenze bei 66.000 Euro.
Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge haben kürzlich gezeigt, dass die Karten im vergangenen Jahr vor allem an Ausländer gingen, die bereits in Deutschland waren und damit nur den Status wechselten. Nur 2.536 der bis 30. Juni 2013 verteilten knapp 8.900 Blue Cards ging an Fachkräfte, die deswegen nach Deutschland eingewandert sind. Dies entspricht einem Anteil von rund 30 Prozent.
Wie aus der Statistik des Bundesamts weiter hervorgeht, gingen die meisten Blue Cards an Inder (1.971), Chinesen (775) und Russen (597). Neben den Blauen Karten wurden zudem 996 Aufenthaltserlaubnisse an Ehegatten und 589 an die Kinder dieser Fachkräfte vergeben.