Dafür seien auch neue Finanzierungsmodelle nötig, bei denen sich hohe Qualität für Einrichtungen und Träger lohne. Ab dem 1. August haben alle Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre ein- und zweijährigen Kinder.
###mehr-artikel### Tietze kritisierte die Tendenz, in den Einrichtungen altersgemischte Gruppen zu bilden, ohne die Standards für jüngere Kinder hinreichend anzupassen: "Nach unseren Erfahrungen ist in diesen Gruppen die Qualität geringer als in reinen Kindergarten- und reinen Krippengruppen. Das sollte immer nur eine Notlösung sein, aber niemals eine auf Dauer."
Nach Ansicht des Experten sollte die Qualität in den Kindergärten und Krippen dauerhaft beobachtet werden. Tietze hatte eine "Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit" geleitet, die auch im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt wurde. Darin wurden nur drei Prozent der Tagesstätten mit "gut" bewertet, 85 Prozent mit "mittelmäßig" und zwölf Prozent mit "schlecht".
Außerdem habe sich gezeigt, dass es in den Einrichtungen derzeit nicht gelinge, die Chancengleichheit zu erhöhen und unterprivilegierten Schichten zu helfen. "Mit diesem Ergebnis kann niemand zufrieden sein", kritisierte der Forscher. Die Unterschiede in den Tagesstätten könnten bis zu einem Jahr Entwicklungsunterschied bei den Kindern zur Folge haben. Eine der größten Herausforderungen sei es, jenseits von Länder- und Trägergrenzen zu gemeinsamen fachlich begründeten Standards zu kommen.