Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer plädiert dafür, die Bibel nicht wörtlich zu verstehen. Die biblischen Texte müssten aus der "Gefangenschaft wörtlichen Verstehens" befreit werden, sagte Fischer am Donnerstag vor der in Bad Herrenalb tagenden Landessynode. Sie müssten stets in den "Zusammenhang der damaligen Weltsicht, Wirklichkeitsdeutung und Lebenspraxis" gestellt werden. Trotzdem biete die Bibel auch im 21. Jahrhundert Orientierung in ethischen Fragen.
Zu allen Zeiten sei die Offenbarung Gottes interpretiert worden. "Bloßes Rezitieren und Reklamieren hilft nicht weiter, wenn es darum geht, heute ethisch tragfähige Antworten zu geben, die einerseits der Bibel als Urkunde von der Offenbarung Gottes keine Gewalt antun und andererseits die Gegenwartsfragen der Menschen ernst nehmen", sagte Fischer. Er bezog sich bei seinen Äußerungen auf den Streit bei der Bewertung homosexueller Partnerschaften im Pfarrdienst vom vergangenen Jahr. In seinem Bericht äußerte er sich jedoch nicht konkret zur biblischen Bewertung von Homosexualität.