Chile will neuen Auslieferungsantrag für flüchtigen Sektenarzt stellen

Chile will neuen Auslieferungsantrag für flüchtigen Sektenarzt stellen
Die chilenische Justiz wird im Fall des flüchtigen Sektenarztes Hartmut Hopp (68) ein neues Auslieferungsgesuch an Deutschland zu stellen. Der Oberste Gerichtshof in Chile sprach sich am Donnerstag (Ortszeit) einstimmig dafür aus, einen entsprechenden Antrag zu stellen, wie der Rundfunksender "Radio Bío-Bío" berichtete.

Falls Deutschland eine Auslieferung Hopps erneut ablehne, solle beantragt werden, dass er seine Strafe in einem deutschen Gefängnis absitzt, erklärte Klägeranwalt Hernán Fernández.

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Das frühere Sektenmitglied Hopp war Arzt der berüchtigten Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad" und wurde in Chile wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er gilt nach dem Siedlungsgründer Paul Schäfer als mächtigster Mann der ehemaligen "Kolonie der Würde". Weil das Urteil in Chile noch nicht rechtskräftig ist, blieb er auf freiem Fuß. Am 15. Mai 2011 flüchtete er nach Deutschland und lebt seither in Krefeld. Im Oktober 2011 hatte Chile offiziell seine Auslieferung beantragt. Diese war von Deutschland abgelehnt worden.

Die Anfang der 60er gegründete Kolonie diente während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) als Folterzentrum des Geheimdienstes. 1990 lebten fast 300 Menschen in der Siedlung 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago. Siedlungsgründer Schäfer starb im Alter von 88 Jahren April 2010 in einem Gefängniskrankenhaus.