"Pfarrerinnen und Pfarrer sollten mit einem freien Tag und guten Vertretungsregelungen rechnen können", sagte sie am Montag beim 72. Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Hannover. Bei dem Kongress diskutieren rund 250 evangelische Pfarrer bis zum Dienstag über den Wandel ihres Berufsbildes.
Karle wandte sich laut Redemanuskript gegen standardisierte Arbeitsanweisungen für Pfarrer. Durch sie werde die berufstypische Handlungsfreiheit der Seelsorger aufs Spiel gesetzt. Pfarrer hätten ein hohes Berufsethos und versuchten, notfalls auch zu ungelegener Zeit für diejenigen da zu sein, die sie brauchten. Gegenwärtig aber hätten sie durch steigenden Ansprüche der Verwaltung mit einer deutlich vermehrten Arbeitsbelastung zu kämpfen.
"Pfarrerinnen und Pfarrer sind Kontaktpfleger von Beruf", unterstrich Karle. Unter den Bedingungen einer anonymisierten und vereinzelten Gesellschaft gewönnen überschaubare Sozialgebilde wie Kirchengemeinden heute neu an Attraktivität. "Menschen brauchen die Vertrautheit von Zeiten, Orten und Gesichtern." Nur in persönlichen Begegnungen entstehe Vertrauen, gerade im Zeitalter der medialen Kommunikation. Deshalb seien die vielen Begegnungen des Pfarrers oder der Pfarrerin mit Gemeindemitgliedern kaum hoch genug einzuschätzen.
In Deutschland gibt es nach Angaben des Verbandes derzeit rund 24.000 aktive Pastoren, unter ihnen ein Drittel Frauen. Die Pfarrerschaft sehe sich jedoch einem akuten Nachwuchsmangel gegenüber, hieß es. Die Zahl der Theologiestudierenden sei stark gesunken. Dies werde sich ab 2015 als Pfarrermangel bemerkbar machen. Der evangelische Pfarrerverband hat in Deutschland rund 21.000 Mitglieder. Die katholische Kirche beschäftigt rund 14.000 Priester.