Wenn die Anlagen immer mehr ausgeweitet würden, verliere der Mensch das Bewusstsein dafür, dass die Tiere Mitgeschöpfe seien, sagte der evangelische Theologe am Dienstagabend bei der Aufzeichnung der evangelischen Talkshow "Tacheles" in der Marktkirche in Hannover: "Das ist keine Landwirtschaft mehr, das ist Tierproduktion."
Meister bezweifelte, dass die Ernährung von weltweit immer mehr Menschen langfristig über den Fleischkonsum sichergestellt werden könne. Die Agrarindustrie werde irgendwann die Grenze dessen erreicht haben, was ökologisch, sozial und vom Tierschutz her leistbar sei. Der Bischof plädierte daher für eine "Ethik der Selbstbegrenzung". Zugleich verteidigte er die Landwirte. Bei vielen Besuchen habe er erlebt, dass sie sehr verantwortungsvoll mit Nutztieren umgingen. Für den unersättlichen Fleischkonsum stünden auch die Verbraucher mit in der Verantwortung.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftministerium, Peter Bleser (CDU), verteidigte dagegen die Großställe für Nutztiere. "Entscheidend ist, wie es dem einzelnen Tier geht", betonte er. Einem Tier sei es egal, ob es mit hundert oder tausend anderen im Stall zusammenlebe. Früher seien Kühe angekettet gewesen, heute lebten sie in trockenen geräumigen Ställen: "Unseren Tieren ging es in der Nutztierhaltung noch nie so gut wie heute."
Nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage für "Tacheles" wäre eine große Mehrheit der Deutschen bereit, mehr Geld für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu bezahlen. Das sagten 93 Prozent der Befragten. Nur für 23 Prozent war wichtig, dass Fleisch billig ist.
Der frühere sachsen-anhaltische Landwirtschaftsminister und heutige Großstallplaner Helmut Rehhahn (SPD) bezweifelte die Zahlen. Das sei eine Phantomdiskussion. Die Menschen sagten in Umfragen das eine und täten im Alltag das andere: "Wenn es wirklich so wäre, würde sich die Landwirtschaft sofort umstellen."