Hauptursache sei der demografische Wandel, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, Andreas Kahnt, am Dienstag in Hannover. Es gebe derzeit nur wenig Nachwuchs. Der 72. Deutsche Pfarrertag vom 16. bis 18. September in Hannover werde sich dieser Entwicklung stellen und über das künftige Berufsbild diskutieren.
Unter dem Thema "Welche Pfarrerinnen und Pfarrer braucht das Land?" werden zu dem Treffen rund 250 Teilnehmer erwartet. "Die Erwartungen an das Pfarramt haben sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich verändert", erläuterte Kahnt. Die Menschen erwarteten heute, dass sie sehr individuell angesprochen würden. "Die Kirche ist nicht mehr selbstverständlich im Alltag der Menschen zu Hause."
Kampf für gute Arbeitsbedingungen
Der Pfarrerverband, der sich auch als Gewerkschaft versteht, setze sich gegenwärtig bei den Kirchenleitungen vor allem für gute Arbeitsbedingungen ein, sagte der Vorsitzende Thomas Jakubowski aus Schifferstadt in Rheinland-Pfalz. "Wir brauchen gelingende Bedingungen, damit wir unsere Arbeit gut rüberbringen können." So dürften Pfarrer nicht durch zusätzliche Verwaltungsaufgaben wie Statistik oder Kindergarten-Management überlastet werden. Sie müssten sich auf Predigt, Seelsorge, Unterricht und Diakonie konzentrieren können.
Zudem bräuchten sie ausreichende Möglichkeiten zur Fortbildung und mehr Freizeit. Ein Pastor oder eine Pastorin habe in der Regel eine zehnjährige Ausbildung hinter sich und arbeite oft wochenlang von Montag bis Sonntag durch. "Wer seine Kraft für Hingabe verbraucht, der muss auch neue Kraft schöpfen können." Der Beruf müsse auch für die jüngere Generation attraktiv bleiben.
Ein Drittel Frauen
In Deutschland gibt es nach Angaben des Verbandes derzeit rund 24.000 evangelische Pfarrer, unter ihnen ein Drittel Frauen. Rund 5.600 Theologen versehen ein Funktionspfarramt außerhalb der Ortsgemeinde, etwa in Schulen oder Krankenhäusern. Erstmals seit 1907 tagt der 120 Jahre alte Verband mit heute rund 21.000 Mitgliedern wieder in Hannover, in der auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihren Sitz hat.