Die Altersbeschränkung für Bischöfe, die das Zweite Vatikanische Konzil beschlossen hat, sollte auch für den Bischof von Rom gelten, sagte Küng der "Passauer Neuen Presse" vom Donnerstag. Der Papst als Bischof von Rom sei damals nur ausgenommen worden, weil man befürchtet habe, dass der Vorschlag für eine Altersgrenze sonst keine Mehrheit im Konzil fände, sagte Küng, der als Berater am Konzil (1962-1965) teilgenommen hatte.
Küng sieht im Rücktritt von Benedikt XVI. "eine wertvolle Entmythologisierung": "Man realisiert, der Papst ist ein Mensch und bleibt ein Mensch, und sein Amt ist kein Sakrament und daher auf Zeit gegeben", sagte er. Benedikt habe mit seinem Rücktritt in jedem Fall ein Zeichen für eine moderne Amtsauffassung gesetzt.
"Auf massive Widerstände gestoßen"
Kritik übt Küng an der Entscheidung des 85-jährigen Joseph Ratzingers, auch künftig im Vatikan zu wohnen. Das berge die große Gefahr, dass er sich zum Schattenpapst mache. "Ich hätte vorgezogen, er würde in seine bayerische Heimat zurückgehen." Küng zählt weltweit zu den profiliertesten christlichen Theologen der Gegenwart. 1979 entzog Rom dem Papst- und Kirchenkritiker die Lehrerlaubnis.
Papst Benedikt hatte am Montag seinen Rücktritt zum 28. Februar angekündigt. Seinen Schritt begründete er mit schwindenden körperlichen und geistigen Kräften.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, hob hervor, dass Papst Benedikt XVI. in seiner Amtszeit auch bittere Erfahrungen mit der katholischen Kirche gemacht habe. So habe er "unendlich gelitten wegen des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen durch Priester", sagte der CSU-Politiker der "Welt" vom Donnerstag. "Und er hat auch darunter gelitten, dass er in dem Bemühen um Aufklärung in Rom auf massive Widerstände gestoßen ist."
