Papst Benedikt XVI. tritt aus Gesundheitsgründen ab

Foto: dpa/Arno Burgi
Papst Benedikt XVI. verlässt den ökumenischen Gottesdienst in Erfurt bei seinem Besuch in Deutschland im September 2011.
Papst Benedikt XVI. tritt aus Gesundheitsgründen ab
Ein öffentliches Konsistorium und eine faustdicke Überraschung: Papst Benedikt XVI. wird sein Amt abgeben. In der überraschenden Ankündigung kündigte er seine ungewöhnliche Entscheidung in lateinischer Sprache an. Eigentlich wollte der Pontifex nur einige Heiligsprechungen bekannt geben.

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Papst Benedikt XVI. hat seinen Rücktritt angekündigt. Nach Angaben von Radio Vatikan begründete der 85 Jahre alte Benedikt diesen Schritt mit seinem Gesundheitszustand. Seine geistigen und körperlichen Kräfte hätten in den vergangenen Monaten derart abgenommen, dass er seinen Dienst nicht mehr ausreichend ausführen könne, heißt es in einer am Montag in Rom verbreiteten Erklärung. Er wolle daher am 28. Februar 2013 von seinem Amt zurücktreten, das er seit 2005 innehatte.

"Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben", erklärte Benedikt während eines Konsistoriums. Ein Konklave muss nun über die Nachfolge entscheiden.

"Die Kraft des Körpers und die Kraft des Geistes sind nötig"

"Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen", heißt es in der Erklärung weiter.

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"Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss", schreibt der Papst.

Der Dekan der katholischen Kirche, Angelo Sodano, nannte die Ankündigung einen "Blitz aus heiterem Himmel". Benedikt, seit 2005 im Amt, hatte bereits vor einiger Zeit deutlich gemacht, dass er es sich durchaus vorstellen könne, etwa aus Gesundheitsgründen das Pontifikat abzugeben. Die Kardinäle waren eigentlich zusammengekommen, um über mehrere neue Heiligsprechungen abzustimmen.

Ratzinger-Bruder: "Das Alter drückt"

Gegenüber dpa bestätigte Georg Ratzinger, Bruder von Joseph Ratzinger, die angeschlagene Gesundheit von Benedikt XVI. als Grund für dessen Rücktritt. "Das Alter drückt", sagte der 89-Jährige nach der Rücktrittserklärung des Papstes. Sein Arzt habe dem Papst geraten, keine transatlantische Reisen mehr zu unternehmen, sagte Georg Ratzinger weiter. Auch das Gehen bereite seinem Bruder zunehmend Schwierigkeiten. Der Rücktritt sei ein "natürlicher Vorgang": "Mein Bruder wünscht sich im Alter mehr Ruhe." Er sei schon seit Monaten in die Rücktrittspläne eingeweiht gewesen.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, nannte den Rücktritt von Benedikt XVI. einen bewegenden Schritt. "Dass Ämter nur auf Zeit wahrgenommen und dass man ab einem bestimmten Lebensalter von allen amtlichen Pflichten befreit ist, gehört zum Maß des Menschlichen", erklärteSchneider, der gerade selbst in den Ruhestand getreten ist.

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Schneider wünschte Benedikt von "ganzem Herzen erfüllte Jahre, die er ohne die Bürde des Amtes verleben möge". Es sei ein gutes Zeichen, dass "Papst Benedikt dieses durch das Evangelium eröffnete Maß des Menschlichen durch die Ankündigung seines Rücktrittes zum Ausdruck bringt. Ich wünsche Papst Benedikt Gottes Segen für die kommende Zeit."

Schneider sagte, er erinnere sich "in besonderer Weise" an das Treffen mit Benedikt XVI. im September 2011 im Augustinerkloster zu Erfurt und habe die Ankündigung des Rücktrittes von Papst Benedikt mit großem Respekt zur Kenntnis genommen.

Viele weitere Persönlichkeiten und Gruppen haben sich ebenfalls zum Rücktritt Benedikts geäußert, eine aktualisierte Sammlung finden Sie hier.

Vom Reformer zum Konservator

Papst Benedikt XVI., der am 16. April diesen Jahres 86 Jahre alt wird, war rund 20 Jahre als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation einer der engsten Berater seines Vorgängers Johannes Paul II. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte der 1927 im bayerischen Marktl am Inn geborene Theologe noch als reformorientiert gegolten. Unter den Erfahrungen mit der Studentenrevolte der 68er-Generation wandelte sich der Theologieprofessor und spätere Erzbischof von München und Freising zunehmend zum konservativen Hüter der katholischen Tradition.

Durch die Betonung der katholischen Auffassung, dass den Protestanten nach katholischer Lehre kein Kirchenstatus zukommt, rief er im Jahr 2000 mit dem Dokument "Dominus Iesus" Irritationen im ökumenischen Dialog hervor. Für Aufsehen während seines bisherigen Pontifikats sorgte auch die die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft, darunter des Holocaust-Leugners Richard Williamson, sowie die Missbrauchsskandale in verschiedenen Ländern.