Es wäre bedenklich, wenn der Eindruck entstünde, die Kirche helfe nicht allen notleidenden Menschen, mahnte der Kardinal am Samstag mit Blick auf die Abweisung eines mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers durch katholische Kliniken in Köln. "Wir alle müssen uns selbstkritisch fragen: Wie stehen wir vor Obdachlosen, Vergewaltigten oder Menschen, die in der Familie Gewalt erleben?"
In einer Predigt zum Welttag der Kranken in der Münchner Michaelskirche unterstrich Marx, dass die die Kirche für die einzustehen habe, "die niemanden haben, besonders für die, die Gewalt erlitten haben." Die aktuelle Diskussion um den Kölner Fall "möge uns ermahnen, dass wir in diesem Zeugnis glaubwürdig sind."
"Aus meiner Sicht vertretbar"
Marx sagte, auch Jesus habe die Kranken und Schwachen in die Mitte geholt und sei ihnen auf Augenhöhe begegnet. "Wir können nicht von diesem Auftrag Jesu lassen, auch wenn wir manchmal eingestehen müssen, dass wir versagt haben und diesen Auftrag nicht eingelöst haben." Am Welttag der Kranken gedenkt die katholische Kirche der Leidenden, Alten und Behinderten.
Im vergangenen Dezember war eine vergewaltigte Frau in Köln von zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden. Die Krankenhäuser hatten sich geweigert, die Frau zu untersuchen, weil dies auch mit einer Beratung über einen möglichen Schwangerschaftsabbruch sowie dem Verschreiben der "Pille danach" verbunden gewesen wäre. Der Träger der Häuser hatte sich nach dem Vorfall entschuldigt und von einem "Missverständnis" gesprochen.
Mittlerweile hat der Kölner Erzbischof Joachim Meisner seine Bewertung der "Pille danach" geändert. Wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat verwendet werde, das eine Befruchtung verhindere, "dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar", hatte er Ende Januar erklärt.